Boots Electric im Lido, Berlin


Mit seiner neuen Band Boots Electric will Jesse Hughes, diese Mischung aus Yosemite Sam und einer Nebenfigur bei Hunter S. Thompson, Glam sein, funky, auch soulig. Aber dazu hat er sich die falschen Leute ausgesucht: Seine Freundin, Ex-Porno-Starlet und jetzt Mitmusikerin Tuesday Cross, hat keine Ahnung vom Bass, den sie da bedienen soll. Der Gitarrist, der zwar Jamie Hince bis auf die Schnürsenkel gleicht, aber dennoch ein Drittklassiger seiner Art ist, zeigt nur Uninspiriertes. Dann erst die Songs: nicht mehr so ruppig wie die der Eagles Of Death Metal, aber lustig dürfen und sollen sie schon noch sein. Viel gelacht wird im Publikum allerdings nicht. Erst als Hughes, allein auf der Bühne und vom Strobo beflasht, „Brown Sugar“ von den Stones gibt, erlebt man den ersten dringlichen Moment des Abends. Der Unterschied zum bisherigen Kapital der Show wirkt im Verhältnis leider fast grotesk. Man merkt, dass Hughes sich ziert; er möchte keine Stücke der Eagles Of Death Metal spielen. Das gelangweilte Publikum verlangt aber natürlich genau nach diesen. Irgendwann sieht Hughes ein, dass er keine anderen Waffen mehr hat. Also greift er in die Klassikerkiste: „Speaking In Tongues“ vom Debüt Peace, Love, Death Metal geht wie ein Stoß durch die kurzzeitig befriedigte Menge. Kleine Lektion des Abends: Die Eagles sind gar nicht so soft, wie immer gedacht. Aber hätte man für diese Erkenntnis aufs Konzert gemusst? Henrik Boerger