Bruce Springsteen


The Boss is back! Nach dreijähriger Bühnenabstinenz startete Springsteen in St. Paul, Minnesota, eine Tournee, die ihn bis zum Frühjahr rund um die Welt führen wird. Schon am Nachmittag ähnelte das Gelände rund ums Civic Center eher einem Volksfest: Pilger aus allen Teilen Amerikas waren angereist, um dieses – neben den Jacksons – wohl gefragteste Konzert der Saison zu zelebrieren. „Bruce is the truth!“grölten da auch jene, die zu Beginn von Springsteens Karriere noch kräftigst in die Windeln machten.

Was der 35jährige samt seiner umbesetzten E Street Band auf die Bretter legte, bestätigte den 18 000 Zuschauern allerdings, daß man für sein hart verdientes Geld wohl nirgends besser bedient wird. Selbst wenn Bruce nicht als „Zukunft des Rock ’n‘ Roll“ dienen kann, so doch zumindest als vitalster Vertreter dieses Genres, versehen mit allen Attributen und Identifikationsmöglichkeiten, die einen Mythos erst ermöglichen.

„Thunder Road“ startet den dreieinviertelstündigen (!!) Kraftakt mit einem wahren Donnerschlag. Seit jeher einer seiner besten Live-Songs, drückt die Nummer gleich zu Beginn eine sensationelle Power durch die Boxen. Eine Euphorie bricht aus, der man mit Worten kaum gerecht werden kann. „You can ‚t start a fire, can t Start a fire without a spark“, singt Springsteen . in „Dancing In The Oark“. Und Bruce weiß nur allzu gut, wie man schon mit den ersten Akkorden solch einen Funken zündet.

Patti Scialfa als Backup-Sängerin (und in einem Duett mit dem Meister bei „Out In The Streets“) sowie Nils Lofgren, der sich nun für den endgültig abgesprungenen Miami Steve Van Zandt die Gitarre umschnallte, sind neu an Bord. Während Patti noch einige Gigs brauchen wird, um als integrierter Bestandteil der eingeschworenen E Street Gang akzeptiert zu werden, liefert der kleine Lofgren mit seiner soliden Gitarrenarbeit einen exzellenten Einstand.

Die große Überraschung kommt bereits nach einer halben Stunde, als Springsteen auf die Bremse steigt und zum ersten Mal Titel aus dem akustischen NEBRASKA-AIbum auf die Bühne bringt. Das drückt zwar vorübergehend die Party-Stimmung, verleiht dem gesamten Gig aber ein fast enzyklopädisches Spektrum.

Dann ist wieder Power angesagt. Zu den kompromißlos peitschenden Schlägen von Drummer Max Weinberg bei Reißern wie „No Surrender“, „Dancing (n The Dark“ oder „Bobby Jean“ (aus dem neuen Album) spurtet Bruce über die Bühne, als gelte es, Rockshows in den Wettbewerb der nächsten Olympiade zu pressen. Lofgren, mit weißem Stirnband und Tennis-Boots ausgerüstet, hält da spielend mit. Daß Nils auf Keith Richards steht, ist kein Geheimnis – und erklärt vielleicht die überraschende Zugabe „Street Fighting Man“. „Im A Rokker“, „Jungleland“, „Born ToRun“ und ein mörderisch auffrisiertes Mitch Ryder-Medley bilden das fulmante Finale Fazit: Letztlich nichts Neues und doch eine Rock ’n‘ Roll-Gala sondergleichen.