Buckwheat Zydeco


Es gibt an der Elbe wohl kaum einen besseren Ort für ein Konzert an einem sommerlichen Abend unter freiem Himmel. Die Pflanzen des Botanischen Gartens und die Beleuchtung schaffen ein mediterranes Ambiente. Das Lokal, sonst eher ein Treffpunkt für schicke Bürgerkinder, verbreitet ein Gefühl von Intimität ohne Enge. Ideal jedenfalls für ausgelassene Party-Musik aus Louisiana.

Leider gab es an der Bar keine Mint Juleps, dafür viel zu dünne Erdbeerbowle. Zur Entschädigung verteilte der Sponsor kostenlos Zigaretten. Trotz all dieser günstigen Voraussetzungen mußten sich Buckwheat Dural und seine fünfköpfige Truppe zunächst ganz schön abrakkern, um das norddeutsch kühle Publikum samt in Scharen angetretener, verwöhnter Musikjournaille aus der Reserve zu locken.

Aber sie schafften es, und letzlich sogar ohne große Anstrengung. Das lag sicher auch am Wiedererkennungswert des Repertoires, der Arrangements und der Gitarrenlicks. Buckwheat Zydeco sind nämlich schon längst keine orthodoxe Zydeco-Band mehr, deren Musik vom Sound ihrer Heimatstadt Lafayette in Louisiana geprägt wird. Der Schwenk zur Allround-Soultruppe mit Akkordeon und Waschbrett wurde spätestens mit dem „Big Easy“-Soundtrack vollzogen – womit Bandleader Dural sinnigerweise wieder dort angelangt

ist, wo er vor zwei Jahrzehnten angefangen hat: als Sideman von Soul-Heroen wie Joe Tex.

Auch seine Mitspieler zeigten, daß sie der stilistischen Bandbreite des Materials gewachsen sind, und bewegten sich mühelos und spielerisch zwischen Bob Dylan („On A Night Like This“) und Fats Domino („Walking To New Orleans“), zwischen Rock-Anleihen und Memphis-Soul-Zitaten.

Als die Band schließlich bei „Make A Change“ angelangt war, der Single-Auskopplung aus ihrer neuen, leider etwas zu glatt produzierten LP TAKING IT HOME, demonstrierte sie, daß der Schritt in Richtung Mainstream und Top 40 Radio auf der Bühne nichts von ihrer Power genommen hat.

Musikalische Originalität darf man von Buckwheat Zydeco nicht erwarten. In die Fußstapfen des Zydeco-Altmeisters Clifton Chenier können (und wollen) sie nicht treten. Aber wer, wie an diesem Abend, die lahmen Beine der „Schöne Aussichten“-Klientel derartig in Bewegung setzen kann, bringt jedes halbwegs normale Publikum zum Kochen. Und das ist es – für diese Art Musik jedenfalls -, was allein und ausschließlich zählt.