Calexico


Hamburg, Fabrik Volle Häuser überall: Calexico haben den Durchbruch in einen Semi-Mainstream geschafft. Das kann nicht nur an ihrem Folklore-Bonus liegen.

Die meisten Leute verbinden Calexico mit Wüsten-Sound, staubigen Steppenläufen im tristen Arizona, rostigen Autowracks am Straßenrand, Tequila und Texmex-Romantik. Die Wüste scheint zu leben in Ihren Songs. Menschen und Orte mit wenig Hoffnung und kleinen, unbeachteten Geschichten sind die Themen von Joey Bums und John Convertino. Wenn Politik und Melodiebögen vereint werden, sprechen wir von einer Konzeptband. Mag sein. Calexico erstarren aber nicht in Sozialromantik, auch wenn sich so mancher Globalisierungskritiker gut bei ihnen aufgehoben fühlen darf. Genauso wichtig wie die Textpassagen sind immer auch die oftmals als „cinematisch“ rezipierten Stimmungen, die in den Instrumentalstücken transportiert werden. Diese Miniaturen, manchmal keine zwei Minuten lang, die mal als Dub, mal als LoFi-Stückchen, mal als Tex-Mex-Nummer daherkommen, kommentieren nicht selten die Texte der Stücke davor und bieten weitere Interpretationsmöglichkeiten. Oder machen manchmal schlicht Laune: heitere Mazurka-Rhythmen wie auf dem Dorffest, dann wieder mexikanisches Mariachi-Getröte, krachfroh von zwei Trompetern – der Mexikaner Jacob Valenzuela und der Kasseler Martin Wenk – ins Publikum geschmettert, dass es einem in den Ohren singt. Und so fort, fast bis zur Mitternacht. Calexicos Musik kommt an beim deutschen Publikum. Restlos ausverkauft -wie die meisten der Abende davorist das Hamburger Abschlusskonzert ihrer Deutschland-Tournee. Das kann alles nicht nuram Folklore-Bonus liegen, zumal sie diesmal ohne die Mariachi-Truppe Luz De Luna reisen, die sie in der Vergangenheit oft als Gaststars auffuhren.

Das Bühnenbild im Kirmesbuden-Style – bunte Lichterketten inklusive ist Programm: Mit dem Verve einer versierten Festkapelle unterhalten Calexico die erstaunlich aufmerksam zuhörende Menge. Mal setzen sie auf Akkordeon-Melodien, die man sich auf einem osteuropäischen Hochzeitsball vorstellen könnte, mal auf locker swingende Jazzrhythmen, von Convertino mit viel Gefühl und der Vielseitigkeit eines Orchester-Schlagzeugers zusammengerührt. Geradezu melodiös ist sein Spiel. Was denn auch der größte Spaßfaktor bei einem Calexiko-Konzert ist: die pure Spielfreude der Akteure. Bühnen-Routine ist kaum spürbar; verlassen können sich die Gäste nur auf eins: dass die Spielkinder Convertino& Burns ihren Sound immer wieder neu erfinden, Stück für Stück. Neue, rare und sehr seltsame Instrumente werden ausprobiert, alte Songs in immer neue Arrangements gesteckt. So lassen sie am Ende im Raum stehen, was sie auszeichnet: Stilmix mit unernstem Schöngeist, aber ernstem Konzept,