Carl Douglas


Mit seinem Discosong „Kung Fu Fighting“ landete der kampfsportbegeisterte Jamaikaner 1974 einen weltweiten Hit, von dem bis heute über elf Millionen Exemplare verkauft wurden. Auf dem Höhepunkt seines Erfolges lautete Douglas‘ Motto Party, Party, Party!, heute backt der Siebzigjährige lieber Kuchen.

Carl, Sie gelten als klassisches One-Hit-Wonder. Nervt Sie das?

Nein. Ich hatte zwar noch andere kleinere Hits, aber „Kung Fu Fighting“ ist der bestimmende Song in meinem Leben. Ich trete immer noch gerne damit auf, zuletzt vor zwei Wochen bei den World Food Awards in London. Selbst Stars wie Elton John, Tom Jones und Paul McCartney haben mir schon gestanden, dass sie mich um so einen Dauerbrenner beneiden.

Hat der Song Sie reich gemacht?

Reich nicht, dazu bin ich zu oft übers Ohr gehauen worden. Aber seit 1992 liegen die Rechte bei mir, und wenn beispielsweise DreamWorks den Song in den „Kung Fu Panda“-Filmen verwendet oder eine chinesische Firma einen Klingelton mit der Melodie anbieten will, dann bekomme ich Geld. Das ermöglicht mir ein komfortables Leben.

Wie sieht Ihr Leben derzeit aus?

Ich pendele zwischen London, Jamaika und Hamburg. Meine erste Frau kam aus Hamburg und ich habe seit 1977 eine Wohnung dort. In London habe ich studiert, ich bin eigentlich Ingenieur. Und auf Jamaika habe ich noch viele Verwandte und Freunde. Sly und Robbie zum Beispiel, mit denen ich Songs aufnehme. Nächstes Jahr möchte ich mit deutschen Musikern und Produzenten arbeiten. Samy Deluxe ist einer von ihnen.

Beschreiben Sie mal einen typischen Tagesablauf.

Heute war ein typischer Tag: Ich musste in die Klinik, um meinen Blutzucker untersuchen zu lassen, denn ich bin Diabetiker. Dann habe ich mich mit meiner Verlobten Angelika, ebenfalls eine Deutsche, Papierkram erledigt. Danach eine Siesta gehalten. Und nun gebe ich Ihnen ein Interview. Wenn ich keine Interviews gebe, telefoniere oder maile ich mit Fans aus allen Ländern der Welt: Ständig entdecken neue Generationen die Anziehungskraft von „Kung Fu Fighting“.

Sie sind dieses Jahr 70 geworden: Haben Sie noch ein paar Kicks drauf?

Nicht wirklich. Ich habe 2005 bei einem Autounfall meine Bandscheibe verletzt. Seitdem muss ich vorsichtig sein. Aber ich gehe regelmäßig ins Gym, spiele auch noch ab und zu Fußball im Park. Ich halte mich in Form.

Sie haben früher tatsächlich gekämpft, korrekt?

Ja, ich habe bei illegalen Fight Clubs auf Schrottplätzen gekämpft und 17 von 19 Kämpfen gewonnen. Nach dem Hit gab es natürlich auch immer wieder Typen, die mich herausforderten und es wissen wollten.

Haben Sie jemals Ärger bekommen?

Vor 15 Jahren hatte ich eine Phase, in der ich sehr leicht in Rage geriet. Einmal wurde mir Schmuck geklaut und ich lief mit einer Machete durch die Straßen, konfrontierte Jugendliche und drohte ihnen, die Gliedmaßen abzuhacken. Auf Jamaika lernt man frühzeitig, mit der Machete umzugehen. Mein Arzt riet mir damals, mich untersuchen zu lassen, und es kam heraus, dass mein Blutzuckerlevel für diese Stimmungsschwankungen verantwortlich war. Das wurde dann mit Medikamenten eingestellt.

Viele One-Hit-Wonder brennen aus: Wie haben Sie das vermieden?

Klar, ein paar Jahre hieß auch mein Motto: Party, Party, Party! Ich trank, kokste und kiffte zu viel, verprasste Geld. Irgendwann setzten dann Depressionen ein und ich merkte, dass ich diesen Lebenswandel nicht durchhalten konnte. Ich hatte auch genügend abschreckende Beispiele gesehen. Mein Freund Sly Stone war so eins. Heute trinke ich nur noch ab und an ein Glas Sekt.

Erlaubt das der Arzt?

In Maßen. Was ich am meisten vermisse, sind all die süßen Kuchen, Kekse und Puddings, die ich immer so gerne gegessen habe. Aber nun backe ich selbst, mit alternativen Süßstoffen, und meine Kuchen schmecken ganz hervorragend – so gut, dass sie schon geklaut wurden. Aber keine Angst: Die Machete bleibt zu Hause. Das hat mir die Polizei geraten.