Chili, no Pepper: Und Red Hot war’s auch nicht


NEW YORK. Flea ist sauer. „Seid nicht so hochnäsig“, raunzt er die Fans an. Die jedoch klatschen nur apathisch. Keine Freak-Outs im Publikum, kein frenetisches Gebrüll nach mehr. Mürrisch steigen die Chili Peppers in die vorprogrammierten Zugaben ein.

Die 3500 Zuschauer in New Yorks legendärem Tanzpalast Roseland trifft keine Schuld. Sie waren den ganzen Abend nur allzu bereit, schon beim Ansatz eines guten Beats die Slam-Dance-Orgie zu starten. Der wie kalte Suppe servierte, erschrekkend stümperhafte Gig verdarb den erwartungsfrohen Fans freilich gründlich den Magen. Mit einer pfeifenden, knatternden und in Rückkopplungen vergurgelnden Anlage wurstelten sich die Vier durch den Abend wie eine vielversprechende Clubband bei ihrem ersten Gig.

Fleas auf Platte angenehm aufdringlich klingenden Basslines trudeln live ziellos wie Rohrkrepierer dahin. Und John Frusciantes kraftvolle Gitarre klingt im Roseland, als stecke sie in einer Zwangsjacke. Selbst ein wahrlich prägnanter Song wie „Give 1t Away“ wabbelt schlapp und bar jeglichen Funks durch den Saal.

Sicher, es gab Augenblicke hirnrissiger Spontaneität. Etwa wenn Frusciante grauenvoll schlecht Lou Reeds „Sweet Jane“ gröhlt oder Flea eine a cappella-Version von „Ajiarchy In The UK“ intoniert. Anfälle hysterischer Aktivitäten — Fleas Purzelbäume, die Luftsprünge von Leadsänger Anthony Kiedis — wirken inzwischen so spontan wie eine einstudierte Bühnen-Choreographie.

Als die Peppers 1983 in der Clubszene von Los Angeles erstmals auf sich aufmerksam machten, waren sie eine der ersten Bands, die Funk, Hard Rock und Rap in den großen Stil-Topf warfen. Die Band bezog ihre Stärke und Popularität zudem aus einer anarchistischen Bühnenpräsenz. Mühelos schalteten sie vom ersten Gang eines simplen Funk-Akkords in den zweiten Gang eines Metal-Grooves um. Und alles in einem einzigen Song.

An diesem Abend freilich klappt nichts, und wenn die einstigen Kntikerlieblinge den angepeilten Sprung in die Riege der Mega-Acts schaffen wollen, müssen sie mehr bieten als nur pfiffige Studioproduktionen. Live-Zufallstreffer wie „Higher Ground“ und „Stone Cold Bush“ ergeben kein 90minütiges Konzert. Die Trauben vorzeitig abmarschierender Zuschauer bewiesen es.