Kritik

„Cobra Kai“ (Staffel 3) bei Netflix: Wer ist die größte „Pussy“ im Dojo? (Kritik)


Die Karate Kids der 80er haben endlich die Chance ihre toxische Männlichkeit zu überwinden und gemeinsame Sache zu machen. Staffel 3 von „Cobra Kai“ macht als Fan-Pleaser alles richtig – aber lässt alle anderen gähnend zurück. Eine Zusammenfassung der Ereignisse.

Das Netflix-Original „Cobra Kai“ geht seit dem 01. Januar 2021 in die dritte Runde und steuert auf ein großes Finale zu. Die Sequel-Serie zu dem 80er-Kino-Hit „Karate Kid“ und dessen drei direkten Nachfolgern schafft es auch in der neuen Staffel wieder eine naive Märchenerzählung mit fernöstlichen Weisheiten anzureichern. Das macht sie weitestgehend unterhaltsam, allerdings wirkt das Konzept der Erzählung mittlerweile recht abgegriffen und vorhersehbar. Gut und Böse sind klar voneinander getrennt, und die Protagonist*innen, die zwischen den beiden Lagern stehen, werden von beiden Seiten „herumgeschubst“, was nach einigen Folgen ermüdend wird.

Alles auf Anfang

Zu Beginn der dritten Staffel sind sämtliche Hauptakteur*innen am Boden zerstört. Nach dem finalen Kampf von Staffel zwei, bei dem eine gesamte High School samt Schüler*innen kurz und klein geschlagen wurde, herrscht miese Stimmung im „Valley“.  Miguel Diaz (Xolo Maridueña), der von Robby Keene (Tanner Buchanan) die Treppe der High School herunter getreten wurde, liegt im Koma. Robby ist deshalb auf der Flucht vor der Polizei. Sein Vater Johnny Lawrence (William Zabka) hat aus Enttäuschung darüber das „Cobra Kai“ aufgegeben und sich wieder seinem Selbstmitleid und dem Alkohol gewidmet.

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Auch Daniel LaRusso (Ralph Macchio) zweifelt an sich und seinen Fähigkeiten als „Sensei“, da sein Schüler Robby zu so einer brutalen Tat fähig war. Seine Tochter Samantha LaRusso (Mary Mouser) hat dem Karate auf Grund des Desasters an ihrer High School ein weiteres Mal den Rücken gekehrt und möchte nichts mehr mit dem Dojo ihres Vaters zu tun haben. Aber natürlich reißen sich fast alle Beteiligten im Laufe der ersten Folgen mehr oder weniger zusammen, kommen wieder auf die Beine und bekämpfen dann gemeinsam den soziopathischen Superschurken John Kreese (Martin Kove), der mittlerweile das „Cobra Kai“ übernommen hat und dort eine Gang an skrupellosen, brutalen Karate Kids trainiert.

Fast alles schon mal gesehen

Soweit bleibt der Plot recht vorhersehbar – einzig die sukzessive Annäherung der beiden ehemaligen Erzfeinde Johnny Lawrence (William Zabka) und Daniel LaRusso (Ralph Macchio), die sich in Staffel zwei bereits ankündigte, wird fortgeführt, was für etwas frischen Wind in der eingestaubten Erzählung sorgt. Gemeinsame Ziele und Feind*innen bringen sie dazu zusammenzuarbeiten und ihren unnötigen und oft nervigen Konkurrenz-Reflex endlich mal ein Stück weit aufzugeben. Man möchte den verantwortlichen Drehbuchautor*innen für diese überfällige Entwicklung danken, denn der sonst vorherrschende, sich ständig wiederholende Kampf um die Deutungshoheit von Karate im „Valley“ ist in seiner Erzählweise recht altbacken und ermüdend.

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Auch das Beziehungsdrama rund um Samantha LaRusso geht in eine weitere, eher unnötige Runde, die bei allen Beteiligten alte Wunden aufreißt, neue Wut weckt und natürlich einen hervorragenden Grund für weitere, ausufernde Karate-Action liefert. Dabei bleibt das alte Narrativ bestehen: Zwei Typen kloppen sich um eine Frau. Das wirkt nach dem heutigen Erzähl-Standard guter Serien etwas aus der Zeit gefallen. Die Suche nach zeitgemäßeren Rollenbildern oder alternativen, neuen Erzählweisen bleibt ergebnislos. Dafür wird auch weiterhin ständig darüber diskutiert, wer denn nun die größte „Pussy“ im Dojo ist. Man wünscht den alten, wütenden Herren aus den Achtzigern, dass sie mal jemand sanft in den Arm nimmt und ihnen die neue, aufgeklärte Welt zeigt. Das ganze Szenario mag für all die Boomer da draußen, die mit den „Karate Kid“- Filmen aufgewachsen sind, super unterhaltsam sein, geht einem aber dennoch nach einigen Stunden auf die Nerven.

Es ist was es ist

Staffel 3 von „Cobra Kai“ ist seit dem 01.01.2021 bei Netflix verfügbar.

Die kurzen ca. 30-minütigen Folgen sind allerdings gut dazu geeignet, sie nebenbei zu konsumieren und große Fans der Filme bzw. der Serie kommen sicherlich ein weiteres Mal auf ihre Kosten. Der fiese Bösewicht John Kreese zeigt sein wahres Gesicht und seine Vergangenheit wird genauer beleuchtet – was seinem Charakter etwas mehr Tiefe und Profil verleiht. So kann man ihn noch besser als in den vorherigen Staffeln hassen und sich ein weiteres Mal klar mit dem gegnerischen Dojo von Daniel LaRusso solidarisieren. Den Zuschauer*innen wird alles also recht einfach gemacht, aber das ist eben „Karate Kid“ beziehungsweise „Cobra Kai“. So erfüllt die Serie vermutlich die Erwartungen der Fans und liefert einen einfachen, mittelmäßig unterhaltsamen Gesamteindruck ab.

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Staffel 3 des Netflix-Originals „Cobra Kai“ mit Ralph Macchio, William Zabka, Xolo Maridueña, Tanner Buchanan und Mary Mouser ist seit dem 01.01.2021 bei Netflix verfügbar. Sie umfasst 10 Folgen, die etwa 30 Minuten lang sind und alle auf einmal erschienen sind. Eine vierte Staffel von „Cobra Kai“ ist bereits bestätigt.

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Netflix, Bob Mahoney