Corona-Lockdown Light: Was jetzt mit der Live-Szene passiert


Bei Tourveranstalter*innen, Club- und Hallen-Betreiber*innen herrscht für die Wintermonate eine düstere Stimmung.

Das Showcase-Festival Eurosonic/Noorderslag (ESNS) in Groningen ist traditionell das erste im europäischen Musikjahr. Newcomer spielen hier vor der versammelten Booker*innen- und Agent*innengemeinde. Eine internationale Drehscheibe, die vom 19. bis 22. Januar 2022 durch die zahlreichen Clubs der holländischen Studentenstadt rotiert. Doch daraus wird nichts.
Am Donnerstag kam die eilige Mitteilung, dass sich die Betreiber*innen in der heißen Phase der Vorbereitung zu einer „harten Entscheidung“ durchgerungen haben. „Die aktuellen COVID-19-Bestimmungen ermöglichen es uns nicht mehr, alle gebuchten europäischen Acts zu betreuen und Musikprofis in den Niederlanden zusammenzubringen. Die sich ständig ändernden COVID-19-Beschränkungen und die damit verbundenen Unsicherheiten bei der Einreise in die Niederlande machen eine physische Ausgabe von ESNS nicht mehr möglich“, heißt es. Stattdessen soll es nun, soweit möglich, eine digitale Version geben.
Bei den holländischen Nachbarn legt die vierte Corona-Welle bereits jetzt den Konzerte-Betrieb nahezu lahm. Und auch in Deutschland dreht sich das Termin-Verschiebe-Karussell nach dem Bund/Länder-Gipfel immer heftiger. Mancherorts, wie etwa in Sachsen und Bayern, ist ohnehin bis mindestens Mitte Dezember kein funktionierender Betrieb für Clubs und Hallen möglich.
Doch auch anderswo herrscht miese Stimmung „Der reinste Horror“ nennt der Geschäftsführer der Lanxess-Arena die neue Limitierung von Veranstaltungen in großen Hallen auf maximal 5.000 Besucher*innen. Bei einer 15-er bis 20.000er-Kapazität, die es auch in der Berliner Mercedes- oder der SAP-Arena in Mannheim gibt, würde keine Veranstaltungs-Kalkulation mehr funktionieren.
„Es ist einfach nur tragisch, das Ganze fühlt sich wie eine Betriebsschließung an. Wir gehen jetzt in die sechste Verlegungswelle“, sagte Löcher gegenüber dem Kölner Express. Ein Blick auf die jeweiligen Terminseiten der großen Hallen zeigt immer häufiger den „Verschoben“-Button: Kontra K, Night of The Proms, Paul Panzer, David Garrett. Ein Ende ist nicht abzusehen. Konzertveranstalter-Präsident Jens Michow sprach gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) für die gesamte Live-Szene. Die Beschränkungen wären ein „Todesstoß für viele Veranstalter.“ Auch regionale Lockdowns würden landesweiten Tourneen unmöglich machen.

Unsere Stichproben in Clubs wie Batschkapp (Frankfurt), Luxor (Köln), Huxley’s (Berlin) und Docks/Prinzenbar (Hamburg) zeigt bis hinein in den Februar ein heftiges Termin-Massaker. Für den Rest gilt: Nicht Genaues weiß man nicht. Ob etwa die vom Musikexpress präsentierte Tour von Little Simz in vier deutschen Städten (zwischen 17. und 31. Januar) stattfinden kann, steht in den Sternen.