Counting Crows


Die Counting Crows waren zur rechten Zeit am rechten Ort. Im unterdurchschnittlichen Musikjahr 1994 kamen sie mit einer etwas mehr als durchschnittlichen CD, mit massenfreundlichem Pupspop, einer verkitschten Mischung aus Van Morrison und R.E.M. und sahnten damit ab. Aber wer soll jetzt noch danach krähen? Die Plattenfirma der Counting Crows wähnt die Antwort zu kennen: Milliarden Menschen. Wie sonst läßt sich die CIA-mäßige Geheimhaltungstaktik erklären, mit der Geffen die Freikarten für zwei „ultra secret gigs“ im Ford Theater in LA. anbot? Anscheinend wollte keiner hin, denn ein paar Tage vorm Konzert wurde das Geheimnis dann im Radio gelüftet, Tickets gab’s an jeder Straßenecke und zuguterletzt waren die Ränge dann doch voll. Und was gab’s zu sehen? Eine große Band, zwei Gitarristen (David Byron, Dan Vickrey), einen Bassisten (Matt Malley), einen Drummer (Ben Mize), einen Keyboarder (Charles Gillingham) und natürlich Sänger/Pianist Adam Duritz. Und was gab’s zu hören? Den üblichen Schmuh, immer noch ein bißchen von Van Morrison, von R.E.M., vielleicht mit ’nem Schuß Beatles hier und einem Spritzer Neil Young da. Gab alte Songs (‚Round Here‘, ‚Belong In The Service Of The Queen‚), gab Neues vom neuen Album ‚Recovering The Satellites‘, traurige Songs, in denen es entweder darum geht, daß Duritz mal wieder die Alte abgehauen ist, oder daß das Leben gar nicht sooo schlecht ist. Gesamteindruck: Die Band gab sich redlich Mühe, Leidenschaft darzustellen und/oder zu erwecken. Duritz spielte die ganz traurigen Nummern solo am Klavier, weinte —- glaube ich —- dabei sogar, trank im Verlauf der zweistündigen Show eine volle Flasche Tequila und war am Ende so besoffen, daß er von der Bühne getragen werden mußte. Nein, das mit dem Tequila war jetzt Wunschdenken. Und was ist geblieben? Die Überzeugung, daß ich doch besser zu Hause geblieben wäre und den Ofen geputzt hätte.