Counting Crows


Ein Debüt mit Folgen: Adam Duritz & Co. setzen mit „"August And Everything After" auf alte San Francisco-Traditionen

Laß dich nur nicht von den treuen Hundeaugen unter buschigen Brauen täuschen. So träge Adam Duritz die Melancholie seiner Songs ins Antlitz geritzt scheint, so eindringlich klagend seine Stimme auf dem beeindruckenden Debütalbum „August and Everything After“ auch klingt, so rasant redet sich der Sänger und Songwriter der Counting Crows in Rage, wenn das richtige Stichwort fällt. Fürchtet er zum Beispiel, daß die Leute zumal bei der Medienpräsenz nach ihrem Top Ten-Erfolg – Erwartungen in seine Person projezieren, die er nie und nimmer erfüllen kann, Cobains Schicksal als Warnung? Die Dreadlocks des Arztsohns aus San Francisco, dessen wohlsituierten Mittelklasse-Eltern ihn schon früh mit den Beatles und Jackson Five versorgt hatten, fliegen ärgerlich. „Ja, bis zu einem gewissen Grad fürchte ich die Erwartungen schon.“

Immerhin hatten sich nicht weniger als neun große Plattenfirmen nach dem 6-Song-Demo um die Counting Crows gebalgt. Aber: „Wenn Du einen Ego-Schub für Deine Kunst brauchst“, höhnt Duritz selbstbewußt, „sind Plattenfirmen der falsche Ort, um danach zu suchen. Die meisten Leute dort haben doch keine Ahnung, wie man Platten macht.“ Immerhin wurde Duritz und seine beiden Davids (Bryson und Immerglück, einer von vielen Crows-Freunden) von Robbie Robertson höchstpersönlich angeheuert, um kurzfristig Van Morrison beim „Rock’n’Roll Hall Of Fame“-Dinner zu ersetzen und sein „Caravan“ zu spielen? Duritz‘ Brauen zucken, sein Mund speiht Feuer. „Klar, ich hatte Spaß da. Aber davon abgesehen, ist es wirklich eine bescheuerte Institution. Van Morrison braucht nicht erst in die ,Hall Of Fame‘ aufgenommen zu werden – er war bereits drin, als er ‚Astral Weeks‘ gemacht hatte!“ Und, so schiebt Duritz zur Entkräftung aller Retro-Vorwürfe hinterher, schließlich höre er heute nicht nur die alten Platten von The Band, sondern auch die neuen von den Beastie Boys oder Hole. In seinen Songs wimmelt es nur so von gescheiterten Träumern, die ihre Illusionen bitter bezahlen müssen. Selbst der Bandname, eine Anspielung auf einen Kinder-Abzählreim, dient im Song „A Murder of One“ als düstere Warnung. „Die Alternative ist, tot zu sein“, sagt Duritz. Es gehe einfach darum, „diese Welt mit den Augen eines Kindes zu sehen – und dann zu entdecken, daß sie im Endergebnis viel weniger hergibt als sie versprochen hatte. „

Duritz‘ Texte sind nicht immer authentisch, aber doch unverhohlen autobiographisch. Im Hit-verdächtigen „Mr. Jones“ singt er: „Believe in me because I don’t believe in anything…“ Adam Duritz kommt wieder in Fahrt: „Weil Persönliches immer wahr ist, muß ich so schreiben, es geht nicht anders. Kunst heißt doch, ein Stück Seele von sich selbst darzubieten, über ein Medium. Egal, wie man vorgeht man muß sich immer an der Wahrheit orientieren. Zunächst denkt man darüber nicht nach – man tut es einfach. Dann, nachdem man sich so bloßgelegt hat, bekommt man es mit der Angst zu tun, denkt sich: ,Hey, Moment mal, was mache ich hier eigentlich, wie kann ich nur so persönlich werden?!‘ Denn ich habe abseits der Bühne einfach nicht so viel zu geben wie da oben. Da oben siehst du das ehrlichste, klarste, beste Bild von mir. Das ist kein Fake – nicht Adam Duritz, der sein Alter Ego allen Leuten vorspielt. Ich hoffe, ich denke jetzt beim Schreiben nicht allzuviel darüber nach. Nein, ich glaube nicht.“