Cover-Künstler William Schaff fühlt sich als geistiger Erbe der Expressionisten


„Tonight I thirst for real blood“ singt Will Sheff am Anfang von „For Real“, und wer das Cover von Okkervil Rivers jetzt wiederveröffentlichem Album BLACK SHEEP BOY betrachtet, glaubt ihm das. Die Hörner, die aus dem Riesenschädel des Vaters und dem Maul der Mutter wachsen, verheißen nebst den krallenartigen Gabelzinken nichts Gutes für die traute Runde am Abendbrottisch. William Schaff ist der Künstler, der das Cover gestaltet hat und mit seinen Bleistift- und Tuschzeichnungen auch Platten von Godspeed You! Black Emperor und Songs:Ohia eine düstere Hülle gab. „Die Bands kennen meist meine Arbeit und geben mir deshalb den Auftrag. Ich lasse mir Demos oder ältere Aufnahmen schicken, die höre ich dann, während ich in meinem Studio bin, und lasse mich von der Musik beeinflussen. Die Bands bekommen erst das Endergebnis zu sehen“, sagt der 33jährige, der in Boston aufwuchs, das Maryland Institute College Of Art absolvierte und in Providence im US-Bundesstaat Rhode Island lebt. „Die Arbeiten für Bands setzen aber eigentlich nur das fort, was ich grundsätzlich als Künstlermache.“ Schaff ist vielfältig kreativ: Neben Zeichnungen, Gemälden, Collagen füllen Scherenschnitte mit Blumen und Vögeln und selbst Stickereien sein Wohn-Atelier. „Gerade in die Covers bringe ich aber viele der Themen ein, die für mich als Künstler wichtig sind.“ Im Zentrum steht das Thema Menschlichkeit: „Es fasziniert und verstört mich, wie meine Mitmenschen sich damit abgefunden haben, sich selbst zu zerstören“, sagt Schaff. Vorbilderfand der Sohn eines Militärhistorikers nicht nur stilistisch in Expressionisten wie Beckmann, Grosz und Otto Dix. Letzterer inspirierte mit seinen verstümmelten, wie aus Einzelteilen wieder zusammengesetzten „Skatspielern“ auch das Cover von BLACK SHEEP BOY. „Die Expressionisten sind für mich wie Lehrer. Sie hatten offenbar eine ganz ähnliche Vorstellung davon, was es heißt, ein Mensch zu sein.“ www.fortunate-accident.org/samsa/