COVER VISIONEN


1 LATER … WHEN THE TV TURNS TO STATIC von Glasvegas

2 ELECTRIC von Pet Shop Boys

Zwei Cover, eine Idee Oder? Wir haben nachgefragt. Für Glasvegas antwortete Frontmann James Allan, der die Idee zu dem Cover hatte. Umgesetzt hat sie dann „jemand, der sich mit so was auskennt“. Der langjährige Hausgrafiker der Pet Shop Boys wiederum heißt Mark Farrow. Der vielbeschäftigte Mann hat auch schon für Spiritualized, Manic Street Preachers und viele andere Kunden gearbeitet und wurde von einem Branchenblatt als „wichtigster Grafikdesigner unserer Zeit“ bezeichnet. Nun denn …

Das Cover ist so minimal, das ist fast schon mnml. Warum?

JAMES ALLAN: Es ist der Pop-Art-Versuch, das weiße Rauschen eines Fernsehers ohne Empfang darzustellen. So gesehen passt es zur Musik, auch wenn das auf den ersten Blick nicht einleuchtet. Das Minimale kontert sogar die Musik, die ja eher üppig ist.

MARK FARROW: Meine Arbeit ist meistens sehr minimal. Aber ich glaube, diesmal habe ich mich in dieser Hinsicht noch übertroffen. Die Musik hingegen ist alles andere als mnml.

Das Motiv erinnert an Wellen oder auch Pfeile. Absicht oder Interpretationsfrage?

ALLAN: Erst heute Morgen mussten wir Vinyl-Ausgaben des Albums signieren, da sah ich das Motiv erstmals in dieser Größe. Und nach 20 oder 30 Exemplaren wusste ich selbst nicht mehr, ob das nun Wellen oder Pfeile sind. Es erinnerte mich aber auch an den Tarnanstrich der Schlachtschiffe im Zweiten Weltkrieg …

FARROW: Der kreative Ausgangspunkt war der Albumtitel ELECTRIC, deshalb dachte ich zuerst an so etwas wie einen Blitz. Der wurde dann umgearbeitet und vervielfältigt in eines dieser typischen Pop-Art-Muster aus den 60er-Jahren. Klingt jetzt, als wäre das ein recht direkter und einfacher Prozess gewesen. Es steckte aber viel Arbeit zwischen diesen beiden Punkten.

Von wem stammt der künstlerische Impuls?

ALLAN: Von mir. Ich wollte damit an unser Debüt anknüpfen, das ja an Van Goghs „Sternennacht“ angelehnt war – nur eben in Schwarz-Weiß. Nun bin ich in der Kunstgeschichte 100 Jahre in die Zukunft und bei der Pop-Art angekommen. Bis zuletzt wollte ich die Linien dünner haben. Und so kleine Flecken drauf, als wäre es ein unreiner Druck …

FARROW: Der ursprüngliche Gedanke kam, wie gesagt, von mir. Neil Tennant und Chris Lowe sind aber immer involviert in solche Fragen.

Was gibt es über die Farbauswahl zu sagen?

ALLAN: Ich liebe die Radikalität, weil Schwarz und Weiß ja keine Farben sind. Meine einzige Sorge war: Ist das Weiß weiß, das Schwarz schwarz genug? Wir haben lange überlegt, wie der „Glasvegas“-Sticker aussehen soll. Er wird jetzt transparent.

FARROW: Dieses helle Blau heißt offiziell „Electric Blue“ und steht für Blitze, aber auch für Zündfunken oder Neonlampen. Der Farb-Vorschlag kam von Neil Tennant.

Verbirgt sich dahinter ein Symbolismus, ein Geheimnis?

ALLAN: Ich glaube nicht, dass es außer einem gewissen Rhythmus und dem abstrakten Bezug zum Titel etwas aussagt. Obwohl ich das Motiv am Ende dieser Signierstunde plötzlich in 3-D gesehen habe, da waren auf einmal Muster und Stufen. Vielleicht hat es also ein Geheimnis, das ich selbst noch nicht kenne.

FARROW: Es ist nie „nur“ Grafikdesign, auch wenn die Bedeutung vielleicht nicht so augenfällig ist. Die Pet Shop Boys glaubten, als Titel würde ELECTRIC alles ausdrücken, was über die Musik zu sagen wäre. Also drückte ich dieses Wort grafisch aus. Das Design hat Bewegung und Energie, und das passt sehr gut zu einem fundamentalistischen Dance-Album.

Inwieweit kann das Cover die Musik repräsentieren?

ALLAN: Ich finde, das Cover ist immer so etwas wie ein Traumbild. Eine Wunschvorstellung, die dann hinter der Wirklichkeit zurückbleibt.

FARROW: Ich höre die Musik immer vorher, bevor das Album herauskommt oder ich mich an die Arbeit mache. Sie sagt mir nicht direkt, was ich tun soll. Aber irgendwie sickert sie dann doch durch den gesamten Prozess.