Cover Visionen – Album-Artworks unter der Lupe. Diesen Monat: Panic Prevention von Jamie T.


Die unfassbare Messie-Hohle.inderderHeld mit umgeschnallter Telecaster hängt und zur Zimmerdecke starrt, ist— man ahnt es-nicht etwa eine von einem Künstler speziell für das Cover-Artwork arrangierte begehbare Collage, sondern in der Tat Jamie Treays‘ real existierendes Jugendzimmer daheim . in Wimbledon, South London. „Der Verhau repräsentiert praktisch mein Leben“, schreibt Jamie in einem knappen E-Mail-Interview. „Jedes einzelne Objekt, jedes Fitzelchen hier hat irgendeine spezielle Bedeutung für mich. Das ganze Zeug hat sich über die Jahre angesammelt, so sieht mein Zimmer aus – nur den Fußboden hob ich an dem Tag für das Foto zurechtgemacht.“

Die im Raum verteilten Schallplatten lassen (wenig überraschende) Rückschlüsse auf Jamie T’s Einflüsse zu. Unterdem Hockerzujamies Rechter lugen Joe Jacksons i’m the man und checkyour HEADvonden Beastie Boys hervor, am Schreibtisch lehnen Elvis Costellos Debüt myaim is true und too rye Awon DexysMidnight Runners. Treays spezieller Held lan -Dury -„Dury ist großartig. So uielegute Platten…“ ist mit zwei LPs vertreten: die Rückansicht von new boots and panties hinter dem Keyboard und do it yourself in der Ecke vorne links. Ein hübscher Bild-im-Bild-Paradoxie-Spaß ist das panic PREVENTiON-Coverauf dem Panic Prevention-Cover. „Do lag ursprünglich ein Buis-Album“, erläutert Jamie T.,. .aber das mussten wir dann aus Copyright-Gründen austauschen.“ Was lagnäher, als das eigene Albumcover auf dem eigenen Albumcover zu platzieren. Wie das geht? Wunder der Technik…

Ein italienisches Filmplakat für „Platoon (Ja prima vittima della guerra e l’innocenza“). Oliver Stones hartes, Oscar-gekröntes Vietnam-Drama (mit Charlie Sheen und Willem Dafoe) stammt aus dem Jahr 1986 und ist damit mit seinen 21 Jahren genau so alt wie Jamie Treays selbst. „Platoon‘ ist einer meiner Lieblingsfilme“, schreibt Treays. „Düster, aber großartig. Ich mag Kriegs filme.“

Die Dose „Stella Artois -von Jamie T. verewigt im Song „Sheila“ – ist mit Caffertape unkenntlich gemacht. Das ist nicht etwa als Statement gegen product placement und (Schleich)werbung gemeint. „Wir wollten auf Nummer sicher gehen, dass die uns nicht wegen Werbefälschung anzeigen.“ Bei anderen Herstellern machte man sich offenbarwenigerSorgen: Die Apple-Lasermaus sitzt unverhüllt vor der Mac-Tastatur, eine Schachtel Benson&Hedgesdarfes auch sein. Der junge Herr mit der Bierflasche ist „mein Kumpel Joe“. schreibt Jamie T.“Fr ist ein Trottel.“ Mehr erfahren wir nicht aus Treays knappem Brief, nur noch, dass es ihn besonders stolz macht, dieses Foto auf das Cover geschmuggelt zu haben. Obwohl Jamie T. nicht mehr zur Cassetten-Ceneration gehört, hat er eine Schwäche für den Nostalgie-Tonträger MC. Er ist fanatischer Produzent von Mixtapes, die er auch an Konzertbesucherverteilt. Überall im Zimmerstapeln sich MCs, aber auch-der Altersstufe eher angemessen-Minidiscs. Jamie T. spielt Bass, seit er 15 ist; zunächst elektrisch in Punkbands, dann verlagerte ersieh auf das akustische Instrument, das sein Markenzeichen geworden ist und dem er in „Brand New Bass Guitar“ indirekt den Rang einer Waffe zuspricht (vgl. Woody Cuthries und BiHy Braggs „This machine kills fascists“-Klampfen). Statt, wie beabsichtigt, einer „handgun“ kauft sich der Ich-Erzähler einen Bass und macht die Gegend unsicher. „Run, young son got himself a brand new bass guitar!“