David Bowie – Hamburg, Stadtpark


Ein wunderbarer Abend, fast wie in den seligen 70ern. Ein lauer Wind streicht durchs Haar, buntgeschminkt Latzhosenträger führen Koboldtänze auf — und als David Bowie unter lautem Jubel mit dem Hubschrauber eingeflogen wird, stürmen Hunderte von nichtzahlenden Fans das Gelände.

Nur wenige Stilbrüche stören das Bild: Die rebellischen Festplatz-Stürmer tragen Kaschmirpullis, die Hippies nebenan köpfen vor dem Joint eine Flasche edelsten Champagner — und statt eines Livekonzerts gibt es einen überdimensionalen Videoclip.

Zwei riesige Monitore übertragen, was da auf der Bühne vor sich geht. Ein hervorragendes Kamerateam und rasante Schnitte lassen die Wirklichkeit zum Abklatsch verblassen. Kaum einer schaut auf die Bühne.

Dabei gäbe es viel zu sehen. Mit unglaublichem Aufwand hat Bowie den Rückschritt in das letzte Jahrzehnt inszeniert. Hübseh aufgeputzte Statisten springen herum, wirbeln durch Westside-Story-Choreographien oder brillieren mit Fußgängerzonen-Kunststückchen. Über der Bühne thront die riesige Spinne aus Licht und Neon.

Auch musikalisch beschwört Bowie seine Vergangenheit, als er noch nicht Mister Mainstream, sondern buntschillernder Exot war. Die satte Rhythmusgruppe hämmert ein solides Groove-Fundament, die Keyboards legen einen weichen Teppich darüber. Musikalischer Mittelpunkt sind Carlos Alomar und Peter Frampton, die harsche Rockriffs aus ihren Gitarren reißen. Unüberhörbar werden die 70er, wenn der Mann an den Tasten herrlich altmodische Minimoog-Sounds zaubert. Peter Frampton schier endlose Soli spielt und der Schlagzeuger zum sportlichen Solokraftakt ausholt.

Die 25000 jubeln dankbar. Der alte Bowie war eben doch besser. Jetzt haben wir ihn wieder. Fragt sich nur wie lange. 15001 Gäste zuwenig haben irgend jemand ein saftiges Finanzdebakel beschert.