Peter Frampton


Eine Szene, die sich gegen Ende der siebziger Jahre in zahllosen Haushalten abspielte: Die Haschpfeife wurde mit Grünem, Schwarzem, was auch immer, gefüllt, aus Lautsprecherboxen, die möglichst so groß wie Kühlschränke waren, plärrte ‚Frampton Comes Ative‘. Das isminütige ‚Do You Feel Like We Do‘ gehörte zum Kiffen wie ein trockener Mund und ein Freß-Flash. Doch das war vor zwanzig Jahren. Und nach ‚Comes Alive‘, dem meistverkauften Live-Album aller Zeiten, hörte man kaum noch was vom ehemaligen Humble Pie-Mitbegründer. Hatte er nicht einen herben Autounfall gehabt? War er nicht dem Suff erlegen? Lebte er überhaupt noch? Er lebt. Genau zwanzig Jahre nach seinem Geniestreich steht er auf der Bühne der ehrwürdigsten Halle San Franciscos: dem Fillmore. „Das hier ist Geschichte in Mache“, verspricht der Alt-Freak neben mir am Tresen. Er war schon 1975 mit dabei, und mit ihm anscheinend auch der Rest des Publikums, ich zähle mindestens ein Dutzend Rollstuhlfahrer, und viele andere sehen aus, als ob sie die letzten Jahre im Wasser gelegen hätten. Das riecht eher nach einem Treffen Rock’n’Roll-Versehrter, als nach „Geschichte in der Mache“. Doch alle dumpfen Vorahnungen sind schnell vergessen, als Frampton auf die Bühne kommt. Er ist zwar nicht mehr das blondgelockte Sexsymbol, aber ein sensationell guter Gitarrero. Die antiquarischen Marshall-Türme hinter sich, dürfte er immer noch die Hälfte der jungen Gitarristengarde wegblasen, und seine Band mit Originalkeyboarder Bob Mayo und Ex-Clapton-Drummer Jamie Oldaker überzeugt ebenfalls. Während Frampton seine Songwriter-Qualitäten mit neuem Material unter Beweis stellt, honoriert das Publikum nur Klassiker wie ‚Show Me The Way‘ und ‚Baby, I Love Your Way‘. Dabei überkommt einen dann ein Gefühl wie beim Klassentreffen, eine Mischung aus Freude und Ekel. Letzterer wird verstärkt, als vom Band zusätzlicher Applaus eingespielt wird, damit ‚Comes Alive II‘ dann auf CD so richtig füllig klingt. Doch als Frampton dann die Talk-Box anschmeißt und ‚Do You Feel Like We Do‘ mit einem Ausflug in Sly Stones ‚Thank You Falettinme Be Mice Elf Again‘ abfeuert, ist selbst für verbissene Kritiker die Welt wieder in Ordnung. Und Frampton beweist, was er beweisen wollte: He’s still alive.