David Byrne


WENN SICH EINER WIE DAVID BYRNE ANSAGT, DANN läßt das hoffen. Nicht nur auf einen musikalisch abwechslungsreichen Abend, sondern meist auch auf einige klangliche Überraschungen. In einem Maße wie kaum ein anderer Künstler ignoriert der in New York lebende Musiker Byrne Anforderungen, die Begriffe wie Kommerz oder Mainstream an einen erfolgreichen Act stellen. Byrne spielt, wonach ihm ist. Wollte man seine zwanzigjährige Laufbahn beschreiben, käme dabei eine Aufzählung von Besonderheiten heraus, die manchmal sogar ganz oben in den Charts zu finden waren. Im Hamburger „Grünspan“ möchte Byrne heute abend eine Kostprobe seines Könnens geben. Derlei Auftritte sind rar. Und so wartet eine bunt gemischte Gemeinde ungeduldig auf das Erscheinen des sensiblen Zeremonienmeisters. Das Warten wird schon rein optisch belohnt: Byrne gibt sich in einem flauschigen, pinkfarbenen Outfit die Ehre. Und so wenig dezent wie seine Aufmachung fällt auch das Programm aus. Die verhaltenen Töne sind in der Minderzahl. Statt dessen ist die Performance rockbetont und dementsprechend zügig inszeniert. Auffällig: der beinahe völlige Verzicht auf eine Lightshow. Auf dieser Bühne dreht sich alles um Byrne und seine hervorragenden Mitspieler. Schon früh setzt Byrne auf die Zugkraft von Klassikern wie „Psycho Killer“, „Once In A Lifetime“ oder „Slippery People“. Das Publikum dankt es ihm. Sind doch die meisten ohnehin eher mit den Hits der Talking Heads vertraut als mit Byrnes meisterlichen, aber sehr persönlichen Soloaufnahmen. Doch nicht nur die Ohren seiner Zuhörer werden heute abend verwöhnt, auch für die Augen hat David Byrne sich etwas einfallen lassen: Mit Wonne schlüpft er in diverse Kostüme. Darunter ein Kilt, eine anatomisch bemalte Gummihaut und ein Schlafanzug. Vertont wird die eigenwille Modenschau von Gitarrist Bruce Kaphan, Bassist Desmond Foster und von der großartigen Sängerin Christina Wheelers. Ganz nebenbei rumpeln auch noch Beats vom Band. So endet ein Abend, der einerseits die Nostalgiker im Publikum glücklich gemacht hat, der aber andererseits erneut unterstrich, daß David Byrne immer auch für Überraschungen gut ist.