Deep Purple


München, Olympiahalle

NEULICH, BEIM DEEP PURPLE-KONZERT: FÜNF gestandene alte Herren haben noch mal ihre Rocker-Klamotten aus der Mottenkiste geholt, stellen sich auf die großen Hallenbühnen dieser Welt und spielen die Songs, die sie seit 30 Jahren spielen. Und sie schaffen es dabei irgendwie, nicht peinlich zu wirken. Das einzige, was es freilich zu ignorieren gilt, ist der optische Eindruck des Spektakels. Denn natürlich sind die Herren Gillan, Glover, Paice und Lord alle jenseits der 50 und sehen keinen Tag jünger aus. Blackmore-Ersatz Steve Morse an der Gitarre, der in seinen Part mittlerweile völlig hineingewachsen ist, ist zwar „erst“ Mitte 40, doch auch ihm sieht man sein Alter an. Musikalisch allerdings ist da keine Spur von Senilität spürbar: Jon Lord läßt die Schweineorgel heftigst losbraten, Ian Paice sorgt für den mächtigen donnernden Groove am Schlagzeug und Ian Gillan ist so gut bei Stimme wie lange nicht mehr, trifft trotz miserabler Akustik sämtliche Falsett-Töne, als schrieben wir 1973. Wie sich das für eine saftig anachronistische Veranstaltung dieser Art gehört, dürfen auch die endlosen Soli nicht fehlen. Ebensowenig die Deep Purple-Klassiker, sauber aneinandergereiht wie Perlen auf einer Kette: Angefangen vom Opener „Hush“ über „My Woman From Tokio“ bis hin zum unvermeidlichen „Smoke On the Water“. Dazwischen werden immer wieder Songs des aktuellen Albums „Abandon“ eingestreut, „Fingers To the Bone“, „Any Fule KnoThat“ oder „Bludsucker“ fügen sich beinahe nahtlos ins klassische Programm ein.

Zugegeben: der Innovationswert dieser Veranstaltung liegt weit unter Null. Doch darum geht es bei Deep Purple ja auch schon lange nicht mehr. Der Sinn eines solchen Konzerts ist ein anderer: Deep Purple sind ein Monument, ein zuverlässiger Fixstern am Firmament, der die meisten der heute Abend Anwesenden wohl schon durch Kindheit, Jugend, Erwachsenwerden und die erste Midlife Crisis begleitet hat. Da ist es gut, sich alle paar Jahre live zu vergewissern, daß dieser Fixstern noch strahlt. Anno 1998 tut er das sogar gleißender als seit langer Zeit. Mehr darf man nicht erwarten, weniger wurde aber auch nicht geboten. Ihr dürft wiederkommen, Freunde!