Deftones


Wer nicht sofort nach der Kinderstunde angewackelt war, musste die Co-Headliner A Perfect Circle fast zwangsläufig verpassen. Aber keine Sorge: Soundbrei war noch genug für alle da.

Zuerst die schlechten Nachrichten: Der Tour-Logistiker der Deutschland-Gigs der Deftones sollte zur Rehabilitation mit einem alten VW-Käfer eine Wildecker-Herzbuben-Tour durch Sibirien absolvieren. Wieso lässt er „Beginn 20.00 Uhr“ auf die Eintrittskarten drucken, wenn die erste Band bereits vor halb acht spielt? Und auch die zweite Gruppe, die immerhin als „Co-Headliner“ gehandelten A Perfect Circle, noch vor 20 Uhr auf die Bühne geschickt werden? Begleiten darf den Logistiker der Soundmixer. Gut, das Zenith ist ein hohler Hallenschlauch, der nur eins bietet: Platz. Musik sollte man da drin eigentlich nicht aufführen. Gleichwohl haben Slayer bei ihrem Konzert an eben dieser Stelle einen glasklaren Sound ins Publikum gebrettert (allerdings in einer Lautstärke, die selbst Mitglieder der Heavy-Metal-Ehrenlegion zum Flennen brachte.) Zauberei? Hexenkunst? Das Werk Satans, erkauft mit geopferten Jungfrauen und Kleinkindern? Oder einfach nur ein Mischer, der seinen Job gut machte?

Die Deftones hören sich dagegen so an: Hinten pocht ein Schlagzeug, dessen Klangfarbe Nostalgiker aufseufzen lässt, weil es sie so an die des kleinen roten Plastikeimerchens erinnert, den treuen Begleiter durch der Kindheit glückliche Sandkastenstunden. Darüber liegt ein durch mal mehr, mal weniger rhythmische Akzente gegliedertes, elektrisch knirschendes Summbrummen – manchmal blühen dazwischen ganz formidable Riffs auf; manchmal aber wird daraus nicht mehr als eine zerrupfte Lärm-Wiese. Und über diesen Hintergrund kuckt Chino Moreno ins Mikrofon, angestrengt, zornig, genervt von all dem shit in der ganzen fuckin‘ Welt. Hört sich stumpf an? Es hörte sich stumpf an.

In den Neunzigern waren die New-Metaller angetreten, der falschen Glam-Welt des alten Heavy Metal ein noch härteres, aber auch desillusioniertes, der Utopielosigkeit des Zeitgeistes geschuldetes Gegenbild hinzustellen. Sieht man den Deftones-Auftritt in München, wünscht man sich die Mattenschwinger aus den Achtzigern zurück. Die Jungs schuften freudlos ihr undifferenziertes Lärmhandwerk, wuchten unkontrollierte Soundmassen durch die Gegend, die offensichtlich nur zwei Stimmungsnuancen kennen: schwermütig und melancholisch. Auf die Dauer unendlich langweilig. Und jetzt die gute Nachricht: Immerhin haben die Deftones gute eineinhalb Stunden lang gespielt und eine recht abwechslungsreiche „Best Of-Setlist“ geboten. Ist das etwa nichts?