Der Hamburger Musiker Nils Koppruch ist im Alter von 47 Jahren verstorben. Ein Nachruf.


Einmal „interviewte“ ich Nils Koppruch, das heißt: Wir saßen an einem trüben Spätnachmittag im Wirtshaus Fraunhofer, tranken Bier (nicht viel) und unterhielten uns zwei Stunden über irgendwie alles – die neue Platte, Bands und wie die Zeit so schnell vergeht, dass man immer zusehen muss, sich nicht darin zu verlieren. Es ist so lange her, ich erinnere mich konkret fast nur noch an eins: einen fast irreal sympathischen, grundernsten, aber zum Gag bereiten Mann mit melancholischen Augen, einem Lächeln, das Eisherzen schmelzen konnte, und dieser Stimme: klar, fest, irgendwie hanseatisch elegant, der man beim Sprechen genauso gerne lauschte wie beim Singen; oft tat er in den Songs eh beides gleichzeitig.

Als Ende der 90er-Jahre FINK auf zwei Tourneen im Vorprogramm von Element Of Crime spielten, erschien es völlig logisch, dass sie jetzt ihren verdienten Erfolg haben würden. Aber so 1:1 logisch funktioniert natürlich der Pop nicht. FINK wurden nicht „die neuen Element Of Crime“, was Nils Koppruch wohl auch nicht anstrebte. Aber dass seine wunderbare Band sich ein bisschen etabliert, aufhören darf, sich Sorgen um ihre schiere Existenz zu machen? Das wär schon toll gewesen, aber war ihnen nicht vergönnt.

Ausstiege, Trennungen, Umbesetzungen – FINK kamen nie zur Ruhe. Nils Koppruch machte weiter, mit künstlerischem Feuer, es folgten tolle Platten. Sie wurden verstiegener und facettenreicher – da kehrte kein 08/15 ein, das wurde immer abgefahrener. 2006 schließlich, einem weiteren Personalwechsel zuvorkommend, lösten sich FINK auf. Nils Koppruch wandte sich noch mehr als zuvor seiner Arbeit als Maler zu. Es kamen auch zwei Solo-Alben, trotzdem hatte ich ewig nichts von ihm gehört, als vor ein paar Wochen ein neuer Song von ihm im Radio lief – zusammen mit Gisbert zu Knyphausen, mit dem er bald auch touren würde, hieß es. Da dachte ich, dass es schön sein könnte, zu einem dieser Konzerte zu gehen, mal wieder Hallo zu Nils zu sagen und sich so herzerwärmend anlächeln zu lassen. Jetzt ist Nils Koppruch tot, und wir wissen nicht warum. Er hinterlässt eine Frau und einen kleinen Sohn, und es ist einfach nur zum Weinen.