Die „Affenfrage“


Genauer darüber nachgedacht hat man eigentlich nie, waren ja einfach immer gut und immer da, die Typen. Und nun plötzlich ein Tusch: Supergrass sind zehn Jahre alt!

Jetzt wird er rausgehauen, der ganze Kram: Best-Of-Album, Jubiläums-DVD, nicht nur eine, sondern zwei. Eine etwas sonderbare Band sind Supergrass ja immer gewesen: Die Platten (waren es wirklich nur vier? Es waren wirklich nur vier) haben alle Klasse, aber sonst wusste man von Anfang an recht wenig über Gaz Coombes, Danny Goffey und Mick Quinn. Wie die schon aussahen! Fast aberwitzig, dass sich ausgerechnet diese drei Menschen höchst eigenwilliger und ähnlicher Physiognomie einmal über den Weggelaufen sein sollen. Aber halt, sie sind ja jetzt zu viert! Rob Coombes ist der ältere Bruder von Sänger Gaz und gehört seit 2002 als Keyboarder offiziell zur Band. Rob ist das einzige Supergrass-Mitglied ohne zerknautschtes Gesicht. Wer ihn das erste Mal sieht, denkt an alles, nicht aber an einen Menschenaffen, wie bei den anderen dreien. „Children Of The Monkey Basket“ heißt nicht grundlos eine der beiden offiziellen Supergrass-Websites.

„We Wake Up, We gO OUt/Smokeafag,putit out/See ourfriends, see the sights /‘ Feel alright.‘ ‚Das war 1995 die erste Begegnung mit Supergrass. Dazu ein Video wie eine Burleske, der Gegenentwurf zu Radiohead und drei chaotische Kiffer aus Oxford, die sorglos durch die Gegend fahren. Was für ein Leben! Auf dem Debüt ! should coco gibt es außerdem noch eine irre Skizze namens „We’re Not Supposed To“ – Micky Maus, Muppet-Babies und die Fraggles in einem. Die Vergleiche sind, auch bei den drei Alben, die folgen werden, die üblichen: Beatles, Stones, Buzzcocks, Bowie. Gibt es Schnurren, Anekdoten und lustige Geschichten über Supergrass? Nach vier Platten nicht annähernd so viele wie bei Oasis oder den Liberrines nach nur einer. Immerhin: Calvin Klein und Vogue legten Gaz Coombes schon früh lukrative Angebote vor, doch Supergrass beschlossen, dass Gaz der coole Außenseiter bleiben und nicht für käsige Mode-Shootings zur Verfügung stehen solle. Steven Spielberg fragte untertänigst nach, ob es den Herren denn genehm wäre, in einer von ihm eigens für Supergrass kreierten Fernsehserie ä la „The Monkees“ die Hauptrolle zu spielen. Coombes, Goffey und Quinn ließen ausrichten, man wolle lieber an der zweiten Platte IN iT FOR THE MONEY arbeiten. ^ Q Auf deutlich kleinerer Ebene gab es dann auch die ein oder andere Schote: Um Gaz‘ Geburtstag ] zu feiern, betraten zwei Drittel der Band einen Club in i c Japan, in dem ein Beatles-Abend veranstaltet wurde, ü

GAZ: „Ohne Vorwarnungflippte der DJ völlig aus und schrie: „Oh! Ah! Danny! Gaz! Supergrass! Oh, ah! Hey! Hey!‘ ins Milcro. Ein Japaner sah exakt so aus wie John Lennon, und als wir zu den Beatles einen kleinen Tanz hinlegten, bildeten die Leute einen Kreis um uns. Es war verrückt.“ Zurück in England geriet man an einen Taxifahrer, der, bevor er seine prominenten Fahrgäste nach dem Bestimmungsort fragte, erst mal seinen besten Kumpel anrief, um ihm mitzuteilen, Supergrass säßen gerade bei ihm im Taxi und er werde sie nun gleich fragen, wo sie hin wollten. Zudem scheinen Supergrass die lässigsten Eltern der Welt zu haben: Das rasante „Caught By The Fuzz“, in dem es um Gaz‘ kurzzeitige Festnahme als 15-Iähriger geht, schien seiner Mama so gut zu gefallen, dass sie es auch schon mal Freundinnnen beim Kaffeeklatsch vorspielte und stolz verkündete: „Oh ja, dieser Song ist autobiographisch. Hört euch die dritte Strophe auch noch an, denn da tauche ich auf und hole meinen Sohn da raus!“

Ist damit alles erzählt aus zehn Jahren Supergrass? Besser nachfragen! Wir holen mit unserem E-Mail-Fragenkata!og die Band in ihrem Bus irgendwo zwischen Cardiff und Warwick ein – Supergrass befinden sich auf Jubiläumstour. Sie beantworten die Fragen gemeinsam (bis auf die „Affenfrage“!).

musikexpress: Gab es in eurer zehnjährigen Geschichte kritische Punkte, on denen musikalische, persönliche oder sonstige Differenzen dazu hätten führen können, dass es nicht mehr weitergeht?

supergrass: Wir sind wirklich froh darüber, sagen zu können, dass wir nicht eine von diesen Bands sind. Wir hängen schon seit Schulzeiten zusammen und kennen uns so gut, dass alle Differenzen relativ schnell und reibungslos gelöst werden können. Wir passen gut aufeinander auf, was dann wiederum unserer Arbeit zugute kommt. Gegenseitige Massage und Aromatherapie sind ebenfalls wirkungsvolle Hilfsmittel.

Was war die seltsamste Begegnung, die ihr jemals mit einem Fan hattet? Verfolgen euch gar Stalker?

Es gibt da zwei amerikanische Frauen, die uns überall dorthin folgen, wo wir Konzerte geben. Wir würden die aber nicht als Stalker bezeichnen. Sie sind beide sehr liebenswürdig und machen uns keinen Ärger. Stattdessen geben sie uns und der Crew Geschenke.

Zehn Jahre sind eine lange Zeit, in der einem auch eine Menge Fehler unterlaufen können. Gibt es etwas, das ihr aufrichtig bedauert und heute nicht mehr tun würdet?

Nein, eigentlich nicht. Manche unserer Entscheidungen waren notwendigerweise nicht gerade gut für unsere Karriere, aber ich glaube nicht, dass wir die jemals bedauert haben. Sorry, klingt das jetzt blasiert?

Welche Momente in der Geschichte von Supergrass waren die schönsten?

Als junge Band in einem Fußballstadion in Rio de Janeiro vor 80.000 Leuten spielen zu dürfen (beim „Hollywood Rocks“-Festival 1996 -Anm.d. Red.), war sehr spektakulär. Wir haben davor und danach nie wieder vor so vielen Menschen gespielt. Und dann haben wir da noch ein Foto von uns mit (dem legendären britischen Posträuber) Ronald Biggs, darauf sind wir auch ziemlich stolz.

Stellt euch vor, ihr würdet dazu verurteilt, für ein Jahr mit einer anderen Band zu tauschen. Für wen würdet ihr euch entscheiden: Blur, Oasis oder Radiohead?

Das ist eine unfaire Frage. Wir können unmöglich andere Bands kommentieren – dafür sind wir viel zu höflich … äh, Moment, wer von denen hat das meiste Geld?

Wo wollt ihr in weiteren zehn Jahren sein und wie wollt ihr einmal euren Lebensabend verbringen ?

Angenommen, dass wir in zehn Jahren noch nicht zu alt und geschafft sind, werden wir hoffentlich immer noch in irgendeiner Form Musik machen und auf die Bühne bringen. Das ist das, was wir wirklich genießen und ohne das wir nicht leben könnten. Also entweder das, oder wir schreiben uns als Studenten ein.

Ich weiß, dass euch diese Frage vielleicht nerven wird, aber ich muss sie stellen: Inwieweit seid ihr wirklich an .. Planet der Affen “ interessiert ? Habt ihr die Filme gesehen und kennt all die Charaktere ? Und was haltet ihr von den Affenvergleichen der Journaille?

gaz coombes: Meine Freundin und ich sind für den Rest unseres Lebens Mitglied einer Gesellschaft, deren Bestreben es ist, die „Planet der Affen“-Reihe ganz besonders zu würdigen. Wir haben eine riesige Sammlung Erinnerungsstücke, zu denen sogar einige der echten Kostüme gehören. Um uns für einen Auftritt in Stimmung zu bringen, ringen Danny und ich manchmal in affenähnlichen Kostümen miteinander. Er ist Cornelius und ich bin King Louis.

Ah ja. Was ist die dümmste Frage, die euch je gestellt wurde? Und was ist das Blödeste, was ein Mitarbeiter eurer Plattenfirma jemals von euch verlangt hat?

a) Die „Planet der Affen“-Frage.

b) Uns als Pinguine zu verkleiden.