Die Ein-Mann-Lobby


Furchtlose ME-Mitarbeiterverteidtgen ihre peinlichsten Lieblingsplatten gegen die Restwelt

über Ellen Foley „Spirit Of St.Louis 119811 Als Punk-Rocker in einer süddeutschen Großstadt hatte man es schwer, wenn man amtlich verbrieft und -siegelt der Juvenilste der kleinen Gemeinde war und einem zudem ein erratischer Geschmack nachgesagt wurde: „Der steht aufClash, brr!“ Die waren Ende ’79 in den Augen der Wissenden ein peinlicher Haufen Popper, in deren Konzerte man bloß ging, um sie zu beschimpfen, und so musste sie der kleine Michi heimlich lieben und offiziell behaupten, logisch seien UK Subs und Angelic Upstarts das einzig Wahre. Damals war ich sehrverknallt und damit Mick Jones von The Clash noch näher als sonst. Der nämlich war damals auch sehr verknallt, in eine Frau, die sich ihre künstlerische Glaubwürdigkeit als Sängerin ruiniert hatte, indem sie sich auf ihrem Debütalbum mit Riesen-Pavian Meat Loaf eingelassen hatte; die beiden – also die Mädels – sahen sich sehr ähnlich. Später konnte ich auch an Ellen Foleys zweitem Album nicht kauflos vorbeigehen – allerdings kostete es da bloß noch eine knappe Mark. Kaum jemand hatte mitbekommen, dass „The Spirit Of St.Louis“ ein Clash-Album war, und die wenigen schwiegen vor Entsetzen oder plärrten, etwa SOUNDS: „Schlager-Machwerk!“ Aber in blauschwarzen Spätnachtstunden tiefster Schein- oder Realverzweiflung half nie etwas besser als „The ShutteredPalace“, „lndestructible“ oder „In The Killing Hour“. Und 21 Jahre später gaaanz objektiv betrachtet: Ein meinetwegen pathos-romantischer. aber stringenterer, grandios und detailgenial produzierter, zeitlos liebevoller, entspannter bis streckenweise mühelos magischer; Nachtrag zu „Sandinista!“, mit einigen der schönsten Songs, die Strummer/Jones je geschrieben ; haben, Indizien für kaum gekann-‚. ten Clash-Humor („The Death Of: The Psychoanalyst Of Salvador ; Dali“! und so Scheiß-auf-die-Welt-:inspiriert gespielt, dass man das begei-‚. sterte Strahlen auf den Gesichtern aller -Beteiligten förmlich sieht. Lacht mich ; aus, beschimpft mich, streicht mich von eurer Glaubwürdigkeitsliste, teert und federt mich, ihr Hohepriester des Gechmacks – aber ich mag nicht ohne : diese Platte leben. –