Die frankophone Alternative


Der Welt liebste frankokanadische Indieband Malajube zapfte alte Prog-Rock-Erinnerungen an. Und klingt jetzt gar nicht mehr so indie.

So ganz hatten sie selbst nicht damit gerechnet. „Hier in Montreal gibt es viele Bands, die Französisch singen, wie wir“, sagt Mathieu Cournoyer, Bassist des Quartetts Malajube.

„Aber keine von denen macht auch nur den Versuch, über die Grenzen Quebecs hinauszukommen. Die denken alle:, Das wird eh nichts‘. So haben wir früherauch gedacht.“ Erfolg im Ausland war immer nur denjenigen Bands aus Montreal beschieden gewesen, die Englisch singen, zuletzt etwa Arcade Fire und Broken Social Scene. Doch dann, sagt Cournoyer, sei plötzlich irgendwie eins zum anderen gekommen – und mit einem Mal stand seine Band in den USA auf der Bühne, tourte durch Europa und bekam allenthalben begeisterte Presse. Ihr zweites Album TROMPE-L’OEIL war es, das die frankophonen Indierocker mit dem Faible für die etwas breitere sonische Leinwand aus ihrem Montrealer Dunstkreis hinaus in die Welt beförderte. Drei Jahre ist dessen Veröffentlichung nun her. Heute befinden sich Malajube auf einem anderen Level: Das dritte Album LABYRINTHES wird da draußen erwartet, auch jenseits der kanadischen Grenzen. „Seit drei Monaten sind wir jetzt fertig damit, und wir können kaum erwarten, dass es endlich unter den Leuten ist“, sagt Cournoyer. Malajube genießen die neue Aufmerksamkeit, sie möchten gerne von „möglichst vielen Menschen gehört werden“, wie Cournoyer sich ausdrückt. Sich vorauseilend dem Massengeschmack angenähert haben sie aber dennoch nicht. Im Gegenteil: LABYRINTHES ist sperriger, epischer und, nun: progressiver als seine Vorgänger. „Ursuline“, die erste Single, ist knapp sieben Minuten lang, ein ausuferndes, doch seltsam filigranes Psychedelik-Prog-Rock-Ungetüm. „Ich freue mich, dass unser Sound irgendwie düsterer geworden ist, nicht mehr so fröhlich“, sagt Mathieu Cournoyer. Geplant war das so nicht:

„Wir wussten nur: Wir wollen anders klingen als bisher.“ Es könnte daran liegen, dass er und seine Kollegen im Tourbus in Endlosschleife die alten 70er-Jahre-Platten gehört haben, die zumindest Cournoyer schon von seinen Eltern vorgespielt bekam: King Crimson, Queen und Tom Petty. Dass sie überall außerhalb Quebecs das Label „Band mit französischen Texten“ tragen, ist für Cournoyer nicht der Rede wert. „Für uns war das einfach das Natürlichste, französisch zu singen“, sagt er. „Wir sind französischsprachig aufgewachsen, reden untereinander französisch. Jetzt englische Texte zu schreiben, käme uns irgendwie … arm vor.“ In Frankreich haben Malajube überraschenderweise weniger Erfolg als in anderen europäischen Ländern. „Ich hob das Gefühl, die Franzosen stehen gerade nicht so auf Rockmusik“, sagt Cournoyer. “ Schade.“ Gespannt sind Malajube natürlich vor allem auch, wie die neuen Songs daheim in Kanada ankommen, immerhin waren sie dort mit TROMPK-L’OEIL für diverse Preise nominiert – und hatten zwei Songs in Werbespots, was nicht ganz ohne Streit in der Band abging. „Wir sind immer noch durch und durch eine Indieband“, sagt Mathieu Cournoyer bestimmt.

„Das bleibt auch so. Gewisse TV-Sachen und so, das machen wir nicht.“ Dass man sich auf die Werbespots schließlich doch einigte, hatte rein finanzielle Gründe. “ Wir reisen eben viel, wir brauchen das Geld“, sagt Cournoyer. „Wir sehen das so: Wir haben die Songs nur vermietet. Weggeben könnte?! wir sie nie.“