Der Blues bekam ein Baby, und sie nannten es Rock’n’Roll“, hat Muddy Waters schon vor Urzeiten erzählt. Im Unterschied zum schönen Schein des Showbusiness Las-Vegas-Style haben Blues und daher auch der Rock’n’Roll kein Problem damit, Tragödien wie Liebeskummer, Alkohol-, Drogenabhängigkeit, Krankheit und Tod zu thematisieren. Die Madrilenen Dover etwa singen unverblümt über eine weit verbreitete Zivilisationskrankheit: Essstörungen. „Schon ah Kind hat man mich fett genannt“, berichtet Frontfrau Cristina Llanos, die sämtliche Texte des Quartetts verfasst, mit knallharter Offenheit. „Früher habe ich versucht, das Problem zu verbergen, doch beider Arbeit am neuen Album tauchten diese Dinge plötzlich in meinen Texten auf“ Keines der zwölf Lieder des rasanten neuen Drehers The FLAME freilich handelt ausschließlich von Übergewicht und seinen krankhaften Ursachen und Folgen, aber als Rand-Aspekte erscheinen Begriffe wie Schuld, Fasten und Angst vor Ablehnung – typisch für Menschen mit massiven oder auch nur eingebildeten Figurproblemen. Ironischerweise ist das Cover übersät mit Junkfood-Fotos – Burger, Eiscreme und Pommes Frites zieren das Booklet. Idee und Design stammen von Cristina Uanos. , Auf der einen Seite kannst du nichts zu dir nehmen, weil du dünn sein willst auf der anderen Seite kannst du nicht aufhören zu essen.“, schildert sie den Konflikt. „Es ist eine Sucht! Das Hauptproblem von Menschen mit dieser Krankheit ist, dass wir verzweifelt versuchen, von anderen gemocht zu werden. Inzwischen habeich jedoch eine Therapie hinter mir und fühle mich viel besser.“ Die Offenheit ist typisch für die Art, wie die 28jährige ihre Musik angeht. „Rock’n’Roll ist meine wahre Leidenschaft. Und wenn ich mal mies drauf bin, denke ich wirklich, dass er das Einzige ist, wofür es sich zu sterben lohnte“, sinniert sie und bringt so die Essenz ihres Songs „Die For Rock’n’Roll“ auf den Punkt.

„Natürlich ist das eine Übertreibung, aber es gibt Stimmungen, in denen ich so denke.“Tnn FLAME, das fünfte Album der Band – das sind neben der sensiblen Frontfrau ihre ältere Schwester Amparo Llanos an der Leadgitarre, Schlagzeuger Jesus Antunez und Basser Alvaro Diez – hat etwas von einem klassischen Sixües-Rock-Album; jeder Song kommt sofort zur Sache und glänzt miteinen Day-Glo-Chorus. „Wir haben gelernt,gradlinige Musik zu machen „, sagt sie über die neun Jahre, in denen Dover zur erfolgreichsten spanischen Rockband aufstiegen. „Vielleicht ist meine Stimme im Lauf der Zeit etwas melancholischergeworden. Meine Schwester Amparo und ich sindnun mal eher von den traurigen Dingen des Lebens inspiriert, aber im Grunde ist unsere Botschaft: Keine Angst, wir schaffen das schon.“