Die Freshness der anderen


Kolumne mit Hoeneß, Sedlmayr und zwei Brunis: Lesen Sie mal, was Josef Winkler schon wieder schreibt!

Letztens vorn am Eck wollte mich ein Verkaufskasten der „Zeitung mit den großen Buchstaben“ locken – wobei diese gängige Umschreibung ja ungefähr so saudumm verharmlosend und unpräzise ist, wie wenn man Hitler als den „Mann mit dem kleinen Bart“ charakterisiert – mit einer nachgerade betörenden Werbezeile: „Hoeneß: Lesen Sie mal, was er für Musik mag.“ Kurz zuckte es in mir. Sollte ich zugreifen? Wäre das jetzt interessant zu wissen, was Uli Hoeneß für Musik mag? Kann man sich überhaupt vorstellen, dass Uli Hoeneß Musik mag? Vielleicht stand in der Zeitung mit dem langen Bart ja in gaaanz großen Buchstaben: „Ha! Gar keine!“ Ich widerstand der ohnehin etwas sehr plumpen Aufforderung (neulich beim Metzger: „Kaufen Sie mal diese Wurst!“) und beschloss, mir lieber selber auszudenken, was Uli Hoeneß für Musik mag. Nur ist mir bis jetzt noch nichts eingefallen.

Ich mach das hier ja jetzt schon ein paar Jahre … aber vielleicht hab ich damit schon zu viel gesagt. Aus medienpsychologisch mit diversen Wassern gewaschenen Kreisen hörte ich letztens die Faustregel, man solle bei wiederkehrenden „Formaten“ lieber nicht so rumreiten auf Alteingesessenheit, weil im permanente Freshness einfordernden Zeitgeist ein potenzieller User dann vielleicht sagt: Wie jetzt, ein paar Jahre? Das ist ja dann überhaupt nimmer upfront und entbehrt somit der von myner Generation eingeforderten Freshness! Fuck it bzw. skip it! (Oder wie die jungen Leute mittlerweile reden – wobei ich um Himmels willen nicht den Eindruck erwecken möchte, ich wüsste nicht, wie die jungen Leute so reden!)

Der andere potenzielle User liest aber vielleicht überhaupt erst Kolumnen von Typen, die sich schon jahrelang die Hörner abgestoßen und den ganzen Krampf schon verzapft haben, den so ein Kolumnist in seinen kopflosen ersten Jahren verzapft. Schwierig. Darum bleibe ich nach Kräften vage, wenn ich sage: Ich mache das ja jetzt schon ein paar Jährchen. Und ich kann mich schwer entsinnen, wann ich das letzte Mal einen solchen Knaller gelandet hätte wie letztens mit der Kolumne über Carla Bruni und den Liederklaus. Wobei „Knaller gelandet“ halt bedeutet, dass ich zwei E-Mails gekriegt und zwei Leute herkömmlich verbal etwas sagten in der Art: „Hey, lustig, der Liederklaus“. Der relative bzw. immense Erfolg der Liederklauskolumne hat mich jedenfalls in einer kontroversen sowie einer gängigen Einschätzung bestärkt. Die kontroverse: Der Kalauer ist eine lebendige Witzform nicht nur der Vergangenheit, sondern auch der Gegenwart und der Zukunft. Die gängige: Es hilft, schöne Frauen in der Kolumne zu fietschern. Wobei: Nimmt man Carla Bruni noch als schöne Frau wahr? Ich für meinen Teil nehme Carla Bruni seit ein paar Jahren vorrangig als nicht ganz knusper gebackene Frau wahr. Und jetzt noch die Leibesfrucht pünktlich zum Wahlkampf! Eine bizarre Schickse, eigentlich.

Ich bin darum so frei und widme diese letzten Zeilen gemäß meinem neuen Motto „es hilft, integre Frauen in der Kolumne zu fietschern“ der einzigen Bruni, die mich überhaupt noch interessiert: Bruni Löbel. Sie mögen Bruni Löbel aus „Ich heirate eine Familie“ kennen oder dem „Forsthaus Falkenau“. Mir ist sie grundgut als Ehefrau des verehrenswerten Walter Sedlmayr in der Serie „Polizeiinspektion 1“ in Erinnerung. Und wenn mir jetzt noch ein wenn auch noch so künstlicher Brückenschlag gelänge von Walter Sedlmayr zu Uli Hoeneß, wäre diese Kolumne endlich rund … Ein anderer medienpsychologisch gestählter Bekannter riet mir letztens, man dürfe zwar Zeugs daherverzapfen, das man auf Wikipedia gelesen hat, aber solle das mit Wikipedia lieber nicht dazusagen. Das „komme nicht gut“. Weil wohl unseriös. Aber das glaubt mir doch kein Mensch, dass ich ohne Wikipedia gewusst hätte, dass Uli Hoeneß am 5. Januar geboren ist und Walter Sedlmayr am 6. Mann, war das knapp!