Die Schlechten


Fünf Filme für den Grabbeltisch.

FREE RAINER Hans Weingartners fette jahre sind vorbei, bevor sie begonnen haben. Dass er sich mit einem heiligen Ernst an seinem Thema abarbeitet, als wäre er der Erste, der entdeckt hat, dass Fernsehen doof ist? Geschenkt. Dass sich in seiner Westentaschen-Anarchie ein faschistoider Zug findet, weil er nichts Neber täte, als uns vorzuschreiben, was wir im TV sehen (Fassbinder, Tier-und Politdokus, Weingartner-Filme)? Nunja. Aber dass er jeglichen Rhythmus vermissen lässt, seine Figuren unentwegt der Lächerlichkeit preisgibt und nicht merkt, dass man die Zielscheibe des Spotts kapiert haben muss, um sie durch den Kakao zu ziehen, das ist unverzeihlich. SHOOT ‚EM UP Schon kapiert, dieserhemmungslos gewaltbesessene Ultraviolence-Cocktail will nichts anders sein als ein fleischgewordener Bugs-Bunny-Comic, frei von Hirn, Inhalt und Aussage. Kann man machen. Aber man sollte dennoch ein Gespür für Dynamik besitzen, sonst ist das Dauerfeuer so monoton wie eine hängen gebliebene Schallplatte.

DIE GEBRÜDER WEIHNACHTSMANN Immer wieder an Weihnachten packt Hollywood seine verlorenste Familiengülle auf den Tisch, salbadert von Nächstenliebe und Rücksichtnahme und hat doch nur die Kohle im Sinn. Schlimm genug. Aber noch schlimmer, wenn einem so ein unlustiger Müll von David Dobkin vorgesetzt wird, über dessen wedding Crashers man vor zwei Jahren so gelacht hat. BEOWULF Nehmt Robert Zemeckis das Motion-Capture-Spielzeug weg.

Sofort. Drei Jahre nach Der Polarexpress sieht die vermeintliche Zukunft der Computeranimation immer noch aus wie ein mittelgutes Computerspiel. Ist auch noch penetrant auf 3D-Effekte hin inszeniert, die schon vor 25 Jahren nicht mehr originell waren, was vor allem in der 2D-Fassung eklatant nervt.

PLANET TERROR Alles wie immer bei Robert Rodriguez: Wirft alles in den Topf, was ihm in die Finger kommt, rührt einmal um und baut darauf, dass seine Fanboys das dann unheimlich wild und unterhaltsam und voll frech finden. Soll eine Hommage an Carpenter sein. Es reicht aber nicht, einfach nur die Musik bei ihm zu klauen, ein Szenario heraufzubeschwören, das schon Carpenter bei Western der 50er entlehnt hat, und dann alles mit roter Farbe zu beschmieren. Tröten des Jahres

Tom Cruise setzt sich fest. TC mag die Herausgeber deutscher Leitmedien und die Kultur-Gollums der Yellow Press einwickeln,wir aber lassen uns von der neu entdeckten Deutschland-Begeisterung von Hubbards Strahlemann nicht täuschen: Kommt ja irgendwie verflixt zeitgerecht zur Eröffnung des neuen Scientology-Zentrums in Berlin. Fortsetzung folgt 2008, wenn er sich als Stauffenberg in Valkyre lächerlich gemacht hat.

Lindsay Lohan Man soll nicht auf die eintreten, die ohnehin schon am Boden liegen. Dennoch darf nicht unerwähnt bleiben, wie rasant sich der Absturz Lindsay Lohans vom It-Girl zum Ärgernis von gestern vollzogen hat. Ob Drogen. Alkohol, Sexsucht oder zu viel Designer-Shopping involviert waren, interessiert dabei nicht. Dass ihre Filme Georgia rule und I KNOW WHO KiLlED ME unterirdisch waren, allerdings schon.

Paul Giamatti Damit wir uns nicht missverstehen: Paul Giamatti ist Gott. Eigentlich. Der Hvpe hat sich leider mittlerweile bis zu ihm herumgesprochen. Und das wirkt sich auf die Rollenauswahl aus. Wer der Hauptrolle in einem Rohrkrepierer wie das Mädchen aus dem wasser Peinlichkeiten wie sHOOTEM up und die GEBRÜDER WEIHNACHTSMANN folgen lässt, hat ein Problem.

Shia LaBeouf Spielberg himself hat LaBeouf zum nächsten Harrison Ford erklärt und als dessen Sohn im vierten Indiana Jones besetzt.Aber wer sich durc billige Abklatsche von Rear Window mogelt und sich in Transformersvon Robotern an die Wand spielen lässt, hat noch viel zu tun, den Vorschusslorbeeren gerecht zu werden.

Uwe Boll Man muss den Mann mögen für seinen dreisten Sinn für Selbstvermarktung. Wenn nur seine Filme nicht so fürchterlich schlecht wären! Höhepunkt der Megalomanie: Die Dreier-Kombination postal, SCHWERTER DES KÖNIGS und SEED im vergangenen Herbst. Gut, dass es bereits einen Namen für dieses Genre gibt: Bollshit.