Dizzee Rascal In Der Bar Tausend, Berlin


Promopalaver: Der Grime-Star präsentiert sein neues Album im Schnelldurchlauf.

Der Kerl kennt sich aus in der Geschichte des Pop. Dizzee Rascal hat schon zu Musik von Billy Squier und Captain Sensible gerappt. Vielleicht sollte er es auch mal mit den Smiths versuchen, von denen gibt es ein feines Lied namens „Paint A Vulgär Picture“. Darin heißt es: „At the record Company party, on tbcir hands a dead star/ The sycophantic slags all say: I knew bim first and I knew him well. “ Man brauchte an diesem Abend nicht lange, um sich daran zu erinnern. Dylan „Dizzee“ Mills kommt zu spät. Aber das macht nichts, immer mehr Leute strömen in die überfüllte Bar Tausend, so kann man in dem auf 80er gemachten verchromten Nachtvergnügungsschlauch in Berlins neuer Mitte leicht Körperkontakt zu Nebenmenschen aufnehmen. Das ist ganz im Sinne von Intimchef Dizzee, der gar nicht lange stören will. Er sei nur gekommen, um schnell fünf Songs vorzustellen, wie er zu Beginn unmissverständlich klarstellt. Am Ende sind es sieben Tracks, die aber auch bloß die Gesamtspielzeit von fünt aufPlatte erreichen. Es handelt sich um „Fix Up Look Sharp“, „Road Rage“, „Chiliin 1 Wiv Da Man Dem“, „Dance Wiv Me“, „Dirtee Cash“, „Holiday“ und „Bonkers“. Alle Hits also. Während sich die Musik eindudelt (Wechselt da etwa der Alibi-DJ-Begleiter bloß die Mp3s?), motzt Mills über die Rezeption. Es sei schließlich Freitagnacht, da könnten sich die Leute doch mal bewegen. Eine Ansage dieser Art sollte dem Hauptstadtvolk Respekt einflößen, der Rapper ist passionierter Kickboxer. Trotzdem glucksen geile Gockel weiter in Richtung Henne und rülpsen zu Gesöffen. Fragt sich bloß, warum Dizzee das Spielchen mitmacht. Er ist ja schon ein Star. Er hat in Berlin großartige Gigs vor gut gefüllten Häusern hingelegt. Klar gibt es außerhalb der Hip-Hop-Hipsterherde genügend Leute, für die der Bengel aus Bow ein unbeschriebenes Blatt ist. War dieser „Auftritt“ also für latent musikinteressierte Spätkommer gedacht, für Machos, Miezen, Models mit Maserati? Blanker Unsinn, merkt Dizzee frisch geläutert, nachdem er dem Desaster kurz in die Augen sehen durfte. Er erledigt die Pflicht und flüchtet flugs vom Ort des Partygrauens in den Van. Bloß weg hier! Stoff für Schauergeschichten gibt es auch in London zur Genüge. Oder bei Morrissey.