»Ein geiler Trip«


In der Auszeit von der Urban Dance Squad schickt sich Frontmann Rudeboy nun mit seiner Band Junkie XL an, die Charts im Sturm zu nehmen.

Rudeboy hat die selbstauferlegte Auszeit von der Urban Dance Squad genutzt, um lustvoll in neuen Gewässern zu fischen. Und wie alles, was der Frontmann von Amsterdams Crossover-Königen unternimmt, praktiziert er auch seinen musikalischen Seitensprung mit großer Wonne. Daß es überhaupt dazu kam, hat der holländische Shouter jedoch nur dem Ratschlag eines Freundes zu verdanken: „Eigentlich reagiere ich nicht, wenn ich Tapes zugesandt bekomme. Es wollen eine ganze Menge Leute mit mir zusammenarbeiten, aber das Meiste ist shit. Keine Ahnung warum, aber Toms Tape legte ich ein, weil ein Freund mich darum bat. Danach war nichts mehr wie zuvor“, schwärmt Rudeboy. Die Rede ist von dem Produzenten und Remixer Tom Holkenberg und seinen musikalischen Entwürfen. „Mann, das Zeug hat mich umgehauen. Mir fielen sofort Texte ein, ich sah Farben und Bilder zu den Sounds. Das war ein geiler Trip!“ Ein Trip, von dem Rudeboy und Holkenberg, Gitarrist Dino Cazares (Fear Factory) sowie der Rest von Junkie XL offenbar nicht mehr runtergekommen sind. Diese Vermutung jedenfalls liegt nah, wenn man die CD der Elektrotruppe mit niederländischem Aushängeschild hört.

Doch wie könnte es bei dieser Art von Musik auch anders sein: Selbstverständlich ziehen alle Beteiligten zur Beschreibung der Songs von Junkie XL Vergleiche mit den Chemical Brothers oder Prodigy heran. Dabei ist die Gruppe um Rudeboy und Tom Holkenberg kein bloßes Plagiat. Im Gegenteil. Die kreative Kraft von Junkie XL tritt beim Anhören ihres Debütalbums ebenso deutlich zutage wie die grenzenlose Bereitschaft der Band, nachhaltig und mit durchschlagendem Erfolg die Sau rauszulassen. Die Party steigt bei Tom (der sich seine musikalischen Sporen als Produzent und Remixer von Bands wie Nerve, Kong oder Fear Factory verdiente) und Rudeboy selbst dann, wenn sie mit einem Augenzwinkern Seitenhiebe verteilen. „Das Leben ist ein verdammtes Biest. Weder kannst du es problemlos zähmen, noch kannst du es so einfach in die Wildnis entlassen“, beschreibt Rüde seine eigenen Erfahrungen.die er nicht eben in der privilegierten Oberschicht gemacht hat. Nur sein sozialer Hintergrund, gepaart mit reichlich krassem Humor, läßt Rudeboys Gesprächspartner begreifen, weshalb der Holländer seine Texte mit dem fragwürdigen Pseudonym „Microphone Nazi“ versieht: „Das ist doch witzig, wenn ich mich als dunkelhäutiger Mensch so bezeichne. Ich kenne da einen Typen in New Orleans, der ist so schwarz wie die Nacht und nennt sich Adolf Hitler!“