Einstürzende Neubauten


Erst pinkelten sie uns in die Rosenbeete, dann trieben sie unseren Fotografen so hart an den Rand des Wahnsinns, daß der-einem Nervenzusammenbruch nahe das komplette Filmmaterial nach der Session vernichtete. Blixa Bargeld (l.) und Marc Chung von der Berliner Avantgarde-Band Einstürzende Neubauten ließen’s beim Blind Date gehörig krachen. Ein neuerlicher Fototermin nach dem Frühstück des darauffolgenden Tages verlief dann aber erfolgreich -Fazit: Auch musikalische Anarchisten sind frühmorgens friedlich…

Killing Joke: „Love Like Blood“

Blixa: „Hab‘ ich neulich im TV gesehen. Das sind Engländer. Sisters Of Mercy?“

Marc: „Nein! Killing Joke!“ Blixa: „Waaas? Killing Joke? Die haben mal einen Feuerlöscher über unserem Mischpult ausgesprüht. Das können die bis an ihr Lebensende abzahlen.

Das Stück ist langweilig. Ich hab‘ die früher noch mit dem anderen Sänger gesehen; da hatten sie noch Zähne…“

Marc: „Das sind echt Drogenabhängige“

Blixa: „Finde ich auch. Das ist schlechte Musik, gemacht von bösen Menschen!“

Velvet Underground: „Stephanie Says“

Blixa: „Na, das kenn‘ ich aber nun wirklich! (singt mit!!!) Vorhin habe ich schon zu Marc gesagt: ,Das werden sie uns bestimmt vorspielen.‘ Wunderschön! Ich höre diese Musik wirklich gerne – ist auch in meinem Walkman drin…“

Marc: „Selbst so einfache Sachen wie ein Brötchen besorgen, sind schon schwer genug; eine Platte aufnehmen, ist noch viel schwerer. Und wenn dann sowas dabei rauskommt – das bewundere ich!“

Blixa: „Vor allem wenn man bedenkt, daß die Platte erst 20 Jahre später rauskommt. Eine bewundernswerte Leistung!“

Die Toten Hosen: „Hofgarten/ Ficken, Bumsen, Blasen“ (John Peel Session)

Blixa: „Das sind die Toten Hosen, das kennen wir…“

Marc: „Das hat – glaube ich – John Cafferty gemischt, oder? Mit dem haben wir auch mal gearbeitet. Kannst du bitte schreiben, daß John Cafferty ein Drogenabhängiger ist, und daß wir ihn deshalb zu den Toten Hosen geschickt haben.“

Blixa: „Die Toten Hosen sind schon okay!“

Talking Heads: „Slippery People/live“

Biixa: „Ja, so was mußte ja schon lange mal gemacht werden. All die elektronischen Geräte, die man jetzt kaufen kann, kommen hier richtig gut zur Geltung.“

Marc: „Der singt wie der von den Talking Heads… das ist aus dem Film, oder?“

Blixa: „Schlechter Sound – tolle Anzüge! Völlig überflüssig. Früher war bei mir so ’ne Hippie-Kneipe gegenüber, da ging das immer rauf und runter.“

Humpe/Humpe: „Three Of Us“

Blixa: „Das ist sicher was Wichtiges!“ Marc: „Aber es ist zu schnell. Knapp unter High NRG – schätze unter 120 Beats pro Minute…“

Blixa: „Amerikanische New Wave-Disco-Szene, aber mehr die langhaarige …“

Marc: „Stimmt, weil die gerade so ,hup‘ gesungen hat. Aber egal wer’s ist – es hat zu wenig Sex in der Musik, es ist einfach zu schnell. Aah! Das müssen die Humpes sein…“ Blixa: „Oh Gott, jetzt haben wir unseren Produzenten beleidigt. Also Kommando retour, wir finden’s gut! Da ist eine andere tolle Nummer auf der LP – diese japanische. Ohne den Gesang war‘ das wirklich gut.“

Marc: „Blixa! Du versaust uns alle Beziehungen zur Musikwelt! Ich finde die Humpe Sisters eigentlich gut. Ich bin nur neidisch, weil die uns immer den Produzenten ausspannen. Gareth Jones hat ja eigentlich wenig Kontakt zu Frauen, aber die haben da diese Huberta, ein Mädchen aus Köln, die nimmt ihn immer in den Arm und sagt: ,Komm, bleibt doch noch‘ – und schon sind wir abgesagt. Finde ich volle Scheiße!“

Blixa: „Ich hab ja mit einer der Humpes in ’ner Punk-Band gespielt; mit Jackie Eldorado zusammen. Daher hat Inga auch ihren Namen: Inga Dilemma! Das ist von mir aber Humpe klingt schon besser.“

Marc: „Ja, vielleicht sollten wir uns statt Einstürzende Neubauten einfach Hacke/ Hacke nennen…“

U2: „Bad“

Marc: „Oh, Billy Bragg!“ Blixa: „Nöö! The Pogues… oder doch Herbert Grönemeyer?“

Marc: „Jesus Christus! Ich hasse das, wenn ein Stück so ruhig anfängt – und dann die durchgehende Baßdrum einsetzt. Das Arrangement ist super-ätzend.“

Blixa: „Der Gesang auch. Ein etwas übertrieben-beleidigter Engländer. Was? Ein Ire? Es ist nicht Van Morrison, auch nicht die Virgin Prunes. U2, oder was? Die waren schon immer lächerlich…“

Marc: „Das hat Eno produziert…“ Blixa: „Toll. Dufte. Guck mal, ein Huhn singt da auch mit: Huh-huh, Huh-huh …“

Marc: „Ob Eno viel Geld dafür bekommen hat?“

Götz Aismann: „People Are People“

Blixa: „Hab‘ ich auch schon mal gehört!“ Marc: „Ace Cats, Pole Cats …“ Blixa: „Irgendwelche Cats…“ Marc: „Wahrscheinlich diese Düsseldorfer Cats…“

Blixa: „Ja, stimmt, hört sich ein bißchen billig an.“

Marc: „Düsseldorf ist nicht billig!“ Blixa: „Wir haben ja auch .People Are People‘ gecovert – und niemand hat’s bemerkt. ..“

Marc: „Ja! Wir haben sogar Depeche Mode aufs Cover geschrieben…“

Alien Sex Fiend: „Ignore The Machine“

Blixa: „Er mag Neubauten, wahrscheinlich.“

Marc: „Aber auf der Bühne sind sie langweilig.“

Blixa: „Nöö, der hat ja ein großartiges Gesicht. Sooo kaputt…“

Marc: „Ja, sein Gesicht ist okay. Aber trotzdem – man kann auch als gutaussehender Mensch auf der Bühne langweilig wirken. (Zu Blixa) Das solltest du doch wissen!“

The Smiths: „This Charming Man“

Blixa: „Oh! Der wehleidigste Arbeitslose, dem ich je begegnet bin. Aber einen bedeutenden Satz hat er geprägt: .Tatsächlich sind die erfolgreichsten Sachen in der heutigen Musik auch die bedeutungslosesten!'“

Marc: „Hat er gesagt?“ Blixa: „Hat er gesagt – kann man nur unterstreichen. Das war also diese Sigurd Müller-Combo… Spielst du uns jetzt ,Riders Of The Storm‘ vor?“

Scraping Foetus Off The Wheel: „l’ll Meet You In Poland“

Blixa: „Das ist Jim! Nichts gegen Jim.“ Marc: „Jim ist gut, leider auch ein bißchen drogenabhängig. Er hat uns nach England gebracht; ist ein richtig guter Freund von uns.“

Blixa: „Diesem Mann ist alles zu verdanken. Die neue Platte von Foetus ist noch viel besser als das Stück; gefällt mir aber auch. Der ist einfach immer gut speedig!“