Elvis: Ein toter Mann spuckt Dollars, Mark und Pfunde


Elvis Presley starb am 16. August 1977, und siehe da, selbst Deutschlands Presse hatte inzwischen gelernt, daß er ein großer Mann war. Alle Boulevardzeitungen zwischen Flensburg und Berchtesgaden füllten mit der Todesnachricht die Titelseite und kochten anschließend das Thema ab: „Elvis Presley: Sein Todeskampf“, „Diana Dors: Elvis war mein Geliebter“, „Geschminkt lag Elvis im 36000 Mark-Sarg“ stand zum Beispiel in der Bildzeitung zu lesen.

Machen wir es also kurz, denn Elvis-Serien und Elvis-Unfug gibt es zur Genüge im Blätterwald. Mit Elvis Presley kam in den späten fünfziger Jahren die Rock-Revolution ins Rollen. Es gab andere Rock ’n‘ Roll-Pioniere – Bill Haley, Little Richard, Chuck Berry. Sie alle hatten aber nicht die charismatische Ausstrahlung, die Presley zum Helden machte, sie verschmolzen in ihren Stimmen nicht so nahtlos und aufheizend schwarzen Blues und weiße Unterhaltungsmusik, sie besaßen am ganzen Körper nicht die Sinnlichkeit, die Elvis allein in den Hüften hatte. Elvis krempelte die Musikszene drei Jahre lang um: von 1956 bis 1959. Danach ging er zur Army und kam als braver Amerikaner wieder. Unter den endlos vielen Platten, die er danach veröffentlichte und die alle Hits wurden, waren hin und wieder noch ein paar gute Nummern. Aber im Grunde spielte Elvis nach 1959 nur noch sein eigenes Denkmal, entfremdete sich im Laufe der Jahre mehr und mehr von der Realität und ging in den letzten Jahren an seinem Status des Über-Superstars langsam zugrunde.

Nun verdient die Welt an seinem Tod. Die Plattenfirma RCA konnte auch Mitte Oktober die Nachfrage noch nicht befriedigen. Elvis beherrscht in den USA, in England, in Deutschland die Hitparaden. Bald jeden Tag erscheint ein neuer, gesungener „Nachruf“ auf dem Markt. Bücher über ihn werden aus dem Ärmel geschüttelt. In der „Bild-Zeitung“ schrieb ein gewisser Peter Alexander einen Kommentar zum Ableben von Elvis… Nun ja, vor zwanzig Jahren wollten nicht wenige Leute Presley wegen seiner obzönen Negermusik ins Gefängnis stecken.