Elvis Presley – Elvis Presley


Aufgenommen: Juli bis September 1954 und Juli 1955 in den Sun Studios, Memphis; RCA Studios, Nashville und New York

Es war mal wieder John Lennon, der die Sache auf den Punkt brachte: „Vor Elvis“, erklärte der Beatle kategorisch. „gab es nichts.“ Das Nichts endet in diesem Jahr 1956, dem Jahr, da der König seinen Thron besteigt. Im Januar ist er landesweit im Fernsehen zu sehen, in der „Tommy And Jimmy Dorsey Stage Show , und bringt eine komplette Nation zur Raserei: die Altvorderen vor Wut, die junge Generation vor Begeisterung. Acht Wochen später bereits erscheint sein erster Longplayer, das erste ernstzunehmende Rock’n’Roll-Album überhaupt, wegweisend, bahnbrechend, furios, ein Geniestreich in jeder Hinsicht. 100.000 Mal geht die LP mit dem ebenfalls stilbildenden, anno 1979 von The Clash für ihre epochales LONDON CALLING-Werk zitierten Cover binnen kurzer Zeit über die Ladentische, schafft es bis auf Platz drei der Charts. Den Beifall des Feuilletons indes findet die explosive Songsammlung nicht: „Mr. Presley hat nicht die geringste Fähigkeit zu singen. Das Einzige, was er kann, ist sich unanständig bewegen, ereifert sich der Kritiker der „New York Times“. Ein vorsichtig formuliert – verwegenes Verdikt, das aber auch zeigt, wie neu, wie frisch, wie ungewohnt, wie aufregend das ist, was Elvis zunächst auf grandiosen Singles und nun auch großformatig zu bieten hat. Dabei handelt es sich durchaus nicht um ein homogenes Werk, sondern um ein Konglomerat aus Aufnahmen für RCA, jenes Label, das Presley Mitte 1955 aus seinem Vertrag mit Sam Phillips herausgekauft hat, und älteren Stücken, die teils eineinhalb Jahre früher in den Sun Studios in Memphis eingespielt wurden und die die Major-Mogule dem Indie-Label-Boss Phillips ebenfalls abgeknöpft haben: das Komplettpaket, inklusive Künstler, für 40.000 Dollar. Auf dem zwölf Songs umfassenden Original von ELVIS PRESLEY- bei späteren Auflagen wurden sechs weitere Stücke, so auch der I956er-Hit „Heartbreak Hotel“, hinzugefügt – zeigt sich Track für Track. daß der Jungspund in diversen Genres zu Großem fähig war: im Rhythm & Blues („I Got A Woman“), im Country („I Love You Because“), im Pop („Blue Moon“) und natürlich im Rock’n’Roll („Blue Suede Shoes“). Man hört diese Lieder und erliegt ihrer Kraft, ihrer Eleganz, ihrem Sex, ihrer Magie – immer noch und immer wieder. Der König ist tot, lang lebe der König.