Emel


Mit Soul hat sie sich ein heikles Genre ausgesucht. Auf "„Free" besteht Emel ihre Reifeprüfung aber mit Bravour.

Emel läßt sich gerne Zeit. Drei Jahre sind seit ihrem vielbeachteten Debüt „Can We Talk“ vergangen, und die heute 24jährige hat diese Pause scheinbar gut genutzt. „Free“, so heißt das neue Werk, baut nicht bloß auf das solide R&B-Fundament des Erstlings auf; seine Bandbreite reicht mit tiefen Grooves und kantigen Melodien weit darüber hinaus. Das ist kein Wunder, denn was hier als Black Music mit Schweizer Etikette vermarktet wird, ist in Wirklichkeit ein internationales Produkt, das außer Emels rotem Paß kaum etwas mit der nationalen Szene zu tun hat. Ihren Plattenvertrag schloß sie auch nicht mit dem Schweizer Ableger von BMG ab, sondern mit der deutschen Zentrale, wodurch sie sich die breite Unterstützung des Konzerns sicherte. Zusammen mit Produzenten wie Ashley Ingram Noizmakers und Bernd Hess gelang es Emel, ihrer milchigen Stimme Weltluft einzuhauchen, ohne deren besonderes Timbre zu verwischen. Ein schwieriger, aber wichtiger Spagat. Denn im Soul-Bereich bestimmt nach wie vor die Produzentenelite, wie erfolgreiche Platten zu klingen haben. Wer ihren hohen Maßstäben genügen will, muß eine ganze Menge Eigenständigkeit mitbringen. Daß Emel dieser Anforderung so gekonnt entspricht, sollte nicht überraschen, schließlich hat sie eine lange Lehrzeit hinter sich. Nach ihrem Einstand als Backgroundsängerin von DJ Bobo (auf den Singles „Somebody Dance With Me“ und „Keep On Dancing“) ging sie mit der deutschen Band Six Was Nine auf Tournee. So hatte sie sich, als sie bei BMG anklopfte, schon ordentlich Sporen verdient. Darum kann sie jetzt auf „Free“ so selbstbewußt durch Funk, Disco und Soul schlendern. Von Seiten der Plattenfirma wird derzeit alles getan, um den Erfolg von „Free“ zu garantieren. Und als eine der wenigen Schweizer Musikerinnen verfügt Emel über genügend Talent, um diesen Einsatz der gesamten BMG-Maschinerie auch zu rechtfertigen.