Eminem bietet seine Hand zum Händchenhalten an


Ex-Krawall-Rapper Eminem dichtet jetzt Erbauungshymnen. Der früher Pillensüchtige veröffentlicht nun "Recovery". Ist er tatsächlich geheilt?

Man hört und staunt. „Ich fürchte mich nicht, Stellung zu beziehen. Jedermann sei eingeladen, meine Hand zu nehmen. Wir werden gemeinsam diesen Weg beschreiten. Durch den Sturm, bei jedem Wetter, Kälte oder Wärme. Du sollst wissen: Du bis nicht allein“, verkündet Eminem in „Not Afraid“. Er dichtet jetzt Erbauungshymnen, und er schimpft nur noch in Maßen auf die Selbstgerechten und Zufriedenen. Vor einem Jahr veröffentliche Eminem „Relapse“. Es ging um Rückfälle: Er rappte wieder nach fünf Jahren Pause. Er hatte dieselbe Frau zum zweiten Mal geheiratet, um sich erneut von ihr zu trennen. Er beschrieb seine Tablettensucht und seine unendliche Müdigkeit. So hörte sich „Relapse“ auch über weite Strecken an. Den zweiten Teil, den Eminem damals in Aussicht stellte, möchte er sich selbst und uns nun allerdings ersparen. Auf „Recovery“ verkündet er seine Genesung. Er ist 37. Wenn nicht alles täuscht, ist das Triumphalbum zugleich der Auftakt seines Alterswerks.Wahrscheinlich war das schon mit 29 abgeschlossene Frühwerk Eminems Problem: Er hatte seinen Aufstieg abgehandelt, aus einem Detroiter Wohnwagen auf die globale HipHop-Bühne. Er hat von Slim Shady, Marshall Mathers III und Eminem berichtet, seiner eigenen Dreifaltigkeit. Im Film „8 Mile“ hat er seine Geschichte gründlich ausgeleuchtet. Danach fiel ihm nichts mehr ein, nur noch „Encore“, die Zugabe. Er wurde schwermütig und abhängig von aufputschenden und wieder beruhigenden Pillen. Lesen Sie die vollständige Rezension auf Welt Online.

Michael Pilz – 23.06.2010