Fashion Victims


Strähnchen, Stirnbänder und Neonfarben: Die bestürzendsten Geschmacksverirrungen der 80er. Heute können wir darüber lachen...

Cool war, wer es schaffte, weiße Tennissocken bis zur Mitte des Wadenmuskels hochzuzerren über die kunstvoll zerrissene Sea-, Moon- oder Stonewashed Jeans, wohlgemerkt. Dazu galten billige Lederarm- und Halsbänder als chic. Sportive Zeitgenossen wie A-ha steckten ihre Füße in die wohl häßlichsten Turnschuhe der Adidas-Firmengeschichte: Jogging High, die weißen Stiefel mit den auswechselbaren Steckern an der Sohlenaußenseite.

Das Grauen hat einen Namen: die Dauerwelle. Ob Mann oder Frau wer verwegen, wiid und sexy sein wollte, trug Wuschelmähne. Männlicher Sex-Appeal, das hieß auch offen zur Schau gestelltes, üppiges Brusthaar, wie Jon Bon Jovl eindrucksvoll zeigt. Die Farbe Lila erwies sich bei beiderlei Geschlechtern als schmeichelhaft, und Silberfäden verliehen schnöden Halstüchern das gewisse Etwas.

Bunte Strähnchen im gestuften, schulterlangen Haar (hier vorgeführt von Modell Nena), dazu neongelber Lidschatten, türkiser Kajal, blaue Wimperntusche und fliederfarbener Lipgloss, das brachte Leben in den Alltag. Um freie Sicht aufs Hinterteil zu nehmen, hatten Blusen ein sogenanntes „Schößchen“, das meist bis zur Mitte des hinteren Oberschenkels hing und dem Outfit die beliebte Asymmetrie verlieh (siehe auch Haarstyling!} Richtige Männer schwitzen gerne – also brauchen richtige Männer Schweißbänder! In Kombination mit Stirnband, Nietengürtel und Muskelshirt präsentierte sich so der selbstbewußte „Macker“. Modebewußtere Herren bevorzugten figurbetonte, taillenkurze Bolerojäckchen und elegante Bundfaltenhosen, Wer sich nicht entscheiden konnte, sah halt so aus wie Duran Duran.

Kess wie Yazz im Denimstyle: Zerrissene Jeans zu extrakurzen Jeansjacken, die knapp unter dem Busen endeten und mit Aufnähern, Aufbügelmotiven oder Badges verziert wurden. Jene Sticker wurden in den 8oern zum Sammelobjekt und zugleich Ausdruck der persönlichen Weltanschauung. Inschriften wie „Make love, not war“ oder „Atomkraft – nein, danke!“ waren Indiz einer Gruppenzugehörigkeit und ersparten mühsamen Small Talk.

Sämtliche Scheußlichkelten einer ganzen Dekade in einer einzigen Band vereint, glänzende Leggings in bunter Leopardenoptik, Nieten auf jedem freien Flecken Leder, dazu Vokuhila-Schnitt plus Schnäuzer. Die Scorpions lassen hier keine Wünsche offen! Nicht im Bild: die obligatorischen Cowboy-Stiefel – erst damit war der Metal-Look perfekt.

Madonna machte es zum globalen Muß: Netz, soweit das Auge reicht. Stilvoll zerrissene Netzstrümpfe, Netzhandschuhe und Netzoberteile, darunter lugte der BH neckisch hervor. Noch schnell eine Ladung Perlenketten um den Hals.die frisch blondierten Haare toupiert und ein Tuch kunstvoll darin verknotetfertig warder Schlampenlook anno’84.

So flippig und süß wie Kylie und Jason Donovan konnte jeder aussehen, auch für wenig Geld. Denn kostengünstige Fälschungen der Designerwear von Moschino, Lacoste, Cartier und Co. ließ jedermann/frau zum Schickimicki-Proll werden. Die Tanzfilmwelle machte tief am Hinterkopf getragene Hüte modern, und Westen Im Paisley-Look waren die Kirsche auf dem Sahnepudding. Popper!

Stark! Don Johnson, Miami Vice-Schnüffler und Schmuserocker, machte das Tragen von Slippern ohne Socken und T-Shirts unter Jacketts salonfähig. Allzeit einsatzbereit, krempelte er die lachsfarbenen Ärmel bis zum Ellenbogen hoch – und die ganze Welt machte es ihm nach.

Pastell hieß die zarteste Geschmacksverirrung der 80er: Mintgrün,Schweinchenrosa und Zitronengelb. Ob hautenge Leggings, die der Figur der Trägerin (hier: Tiffany) selten schmeichelten, Pullover mit sogenannten U-Boot-Ausschnitten, oder Fransenstiefelette – kein Kleidungsstück entkam dieser Farbgebung.