Finndependence Day Moskau, B2


Scheint Sinn zu machen: Sechs finnische Indie-Bands feiern die Unabhängigkeit Finnlands von Russland in Moskau

Der 6. Dezember, Jahrestag der finnischen Unabhängigkeitserklärung von Russland: für den Moskauer Indie-CLub B2 das richtige Datum, eine finnische Nacht anzuzetteln. Die dazugehörigen Finnen ließen sich auch nicht lang bitten: Sechs gestandene Indie-Acts aus Suomi willigten ein, den Feiertag mal anders zu begehen, als sich zu Hause in der Sauna volllaufen zu lassen. Die lustigen Trinker von Eläkeläiset waren erkoren, die Sache mit Bierzelt-Polka und Deep-Purple-Riffs fachgerecht anzuschieben. Ihr permanentes Betteln um Nachtanken von Wodka, Guiness und sibirischem Bier wurde von der russischen Gastronomie anfangs nur zögernd, dann immer bereitwilliger erhört.

Auf Etage vier des B2 dann das erste Highlight: die Don Johnson Big Band. Ein irreführender Name, zugegeben, denn statt des Miami-Cops und einer wie auch immer gearteten Großcombo powerte sich da der Finne Tommy Lindgren mit Katashnikov-Rap zu Darnpfhammer-Elektrobeats dermaßen in Rage, dass er nicht nur binnen kurzer Zeit völlig unter Wasser stand, sondern auch die komplett ausflippenden Russen fest im MC-Würgegriff hatte. Ein gewaltiger Geheimtipp, demnächst auch in Deutschland zu erleben.

Schweine-Rock vom Feinsten ließ gegen drei Uhr morgens dann auch den letzten Eingenickten wieder wie eine Eins am Bühnenrand stehen: die Fläming Sideburns unter der Leitung des Argentina-Finnen Eduardo Martinez zeigten einmal mehr, dass ihr dreckiger Garagen-Rock trotz seines leicht angestaubten Oldie-Charmes nicht nur in der Heimat Finnland seine Fan-Fraktion hintersich hat. Keiner brüllt den Blues wie Eduardo, keiner bearbeitet die Bass-Saiten so brachial wie der Punisher, keiner verdrischt seine Drums so böse wie Jay Burnside. Und wenn Ski Williamson und Johnny Volume ihren Gitarren Zunder geben, stehen die Hellacopters im Hemd da.

Was sollte da noch groß kommen, als um halb fünf die letzte Sideburns-Rückkoppung verklungen war? Na, zum Beispiel Wäschetrockner, Plastiktonnen und Waschmaschinen-Trommeln: Auftritt The Cleaning Women. drei bleich geschminkte Männer namens CW01. CW03 und CW04 in Nylon-Strumpfhosen, deren Liebe für schrottige Haushaltsgeräte sich mit einer Neigung zu Industrial-Avant-Garde-Trash und schwerem Disco-Punk verbindet. Die wackere Hundertschaft, die es bis zum Ende ausgehalten hatte, war vollständig geplättet ob derart offensiver Vorwärtsmucke. Sechs Uhr morgens. Unabhängigkeit redlich erkämpft, Party aus, Flasche leer.