Fish


Stunde Null – Stunde der Wahrheit: Während seine ehemaligen Marillion-Kollegen den Kontinent bereisten, tourte Fish erstmals solo in Schottland und England. Die beiden zerstrittenen Parteien wollten zwar in allen Interviews nichts von einem Konkurrenzkampf wissen. Doch die Frage, wer denn nun das Marillion-Erbe besser vertreten würde, ließ sich nicht verdrängen. Mit seinen beiden Shows im restlos ausverkauften Town And Country Club gab Fish eine beeindruckende Antwort:

„Teil Them All That I’m Back „, sagte er nach dem Konzert sichtlich zufrieden.

Und wahrlich, seine Rückkehr auf die Bühne hätte nicht besser ausfallen können. Der Hüne aus Schottland fesselte die Fans mit einer Show, die von der ersten bis zur letzten Stunde keine Zweifel offen ließ, wer die dominierende Kraft bei Marillion war. Unterstützt von einer exzellenten Band – unter anderem Big Country-Drummer Mark Brzezicki, dessen Bruder Steve am Bass und Mickey Simmonds (Mike Oldfield) an den Keyboards – lieferte Fish einen Set, der getrost als bester Marillion-Gig der vergangenen fünf Jahre gelten kann.

Beginnend mit einer Coverversion von Alex Harveys „Faith Healer“ zog der Zweimetermann alle Register. Bekannte Marillion-Songs wie „Fugazi“, „Script For A Jester’s Tear“, „Warm Wet Circle“ oder „Punch And Judy“ wechselten sich ab mit neuen Titeln aus dem Ende Januar erscheinenden Album VIGIL IN A WILDERNESS OF MIRRORS. Dynamik und Bühnenpräsenz seiner neuen Band lassen sich kaum überbieten. Und dann Fish selbst, der in Großbritannien schon beinahe wie ein Volksheld gefeiert wird: Der frischgebackene Nichtraucher singt besser als je zuvor. Und seine oft langen Ansagen sind bissig und sehr direkt. Die aktuellen Ereignisse in Ost- und Westdeutschland kommen ebenso zur Sprache wie die verschiedenen Artikel in Englands führendem Boulevard-Blatt, das ihn nicht gerade mit Samthandschuhen angefaßt hatte. Fishs verbaler Rundumschlag gegen „The Sun“ bejubeln die rund 2.500 Fans frenetisch. Kein Zweifel, sie stehen wie ein Mann hinter ihm. Vom Bühnenbild bis zum kleinsten Gitarrensolo, in dem die beiden Gitarristen alle Freiheiten genießen, stimmt einfach alles.