Fleetwood Mac Interview


Ist auf TUSK nicht viel von der Kraft verlorengegangen, die R UMOURS ausstrahlte?

Stevie Nicks: Ich glaube das ist richtig. TUSK hat viele schöne Stücke, aber es stimmt, daß dieser lange Entstehungsprozess die Stücke sehr verwässert hat. Auf der Bühne ist das besser, da gelingt es uns, die fehlende Kraft den Liedern zurückzugeben.

Stimmt es, daß Du ein Live-Album aufnehmen willst?

Stevie Nicks: Das ist ein altes Gerücht, das bei Fleetwood Mac immer wieder auftaucht: Richtig ist, daß wir einige Konzerte in London aufnehmen wollen und daß wir uns diese Bänder im Juli im Studio anhören werden. Ob da was für eine Liveplatte drin ist, steht in den Sternen.

Einige amerikanische Zeitungen haben geschrieben, sie planten eine Solo-Produktion. Wie stehst damit?

Stevie Nicks: Planen tue ich das schon lange. Nur der Haken ist, ich habe keine Zeit. Ich bin Mitglied von Fleetwood Mac, und das hat Vorrang. Ich würde trotzdem gerne selber etwas machen: Ich habe etwa 2000 Songs geschrieben, und da sind sicher 10 Stücke dabei, die es Wert sind, aufgenommen zu werden. Außerdem wollte ich immer zu dem Lied .Rhiannon‘ einen Film drehen. Irgendwann mach‘ ich das bestimmt.

Es heißt schon lange, daß John, Christine McVie und Lindsey Buckingham und Du sich privat nichts mehr zu sagen haben. Angeblich würden sie sich nur noch des Geldes wegen zusammenraufen.

Stevie Nicks: Das ist einfach nicht wahr. Wie sollten wir das machen. Wenn das so wäre, würde ich nicht hier in Deutschland sein. Auf Tournee für sieben Monate! Diese Leute sind meine Heimat, mein ganzes Leben. John McVie würdejedem sagen daß wir die einzigen Freunde sind.die er hat. Und dasstimmt. Die einzigen, die nicht miteinander auskommen, und darum auch fast nie zusammen sind sind Lindsey und ich. Die Erklärung dafür ist ganz einfach:

Wir beide haben über sechs Jahre zusammengelebt. Unsere Beziehung hat dann ein übles Ende genommen. Wir sind unter sehr schwierigen Umständen während der ,Rumours‘-Tour 1977 auseinandergegangen. Für uns war es besonders schwer, uns zu vertragen. Denn wenn man Schluß macht, weil beide Partner anfangen durchzudrehen, dann ist das Einzige was hilft, sich eine Zeitlang nicht zu sehen. Wir aber sahen uns ständig. Mit all‘ unserm Seelenschmerz und Ärger, mußten jeden Abend gemeinsam auf der Bühne stehen. Das hat damals einen Graben geschaffen, den man nicht wieder zuschütten kann.

wie klappt das denn heute, ohne die Gruppe zu gefährden?

Stevie Nicks: Ziemlich einfach. Er verbringt seine Zeit meistens mit seiner Freundin Carol, und ich gehe ihm aus dem Weg. Wenn ich auf ihn wütend bin, bemühe ich mich, ihm das nicht zu zeigen, denn er spielt meine Lieder, und ich kann es mir einfach nicht erlauben, daß er mit mir ärgerlich ist.

TUSK klingt, als ob dort drei verschiedene Musiker zusammen mit einer Rhythmusgruppe auf einer Platte erscheinen. War das Absicht?

Stevie Nicks: Das ist so geworden, weil Lindsey Buckingham das so wollte. Wir waren der Ansicht, daß wir ihn zu diesem Zeitpunkt genau das machen lassen sollten, was er wollte. Und das haben wir getan. TUSK ist Lindseys geistiges Kind: Wer was singt, die Entscheidungen, die getroffen wurden – alles hat er gemacht. Ich war davon überhaupt nicht begeistert.

Also wird eine neue Platte wieder harmonischer und homogener klingen?

Stevie Nicks: Auf jeden Fall – oder es wird keine weitere Platte geben. Wir anderen sind nicht bereit, nochmal so eine Einzelgängerplatte zu machen. Wir bedauern nicht, daß TUSK entstanden ist, aber nicht nochmal. Ich habe jeden Tag aufgeschrieben, wie das Album zustandegekommen ist. Irgendwann werde ich das veröffentlichen. Dann wird man die Gründe verstehen, warum wir es nicht noch einmal wollen.

Als die Tournee begann, klang es auf der Bühne aber genauso dreigeteilt wie auf der Platte. Hat sich das geändert?

Stevie Nicks: Ich glaube schon. Dies ist unsere erste Tour seit einer ganzen Zeit. Zu Anfang waren wir alle sehr