Folk & Fun. Party & Punk: The Levellers


FRANKFURT. Am liebsten wurden sie ihre Auftritte als große, bunte Jahrmarktsfeten inszenieren: schrill, laut, fröhlich — mit Fahrensleuten, Gauklern, Feuerschluckern. Als wild-romantisches Durcheinander und inspirierendes Chaos.

Schade, daß das Quartett aus Brighton in den deutschen Clubs auf Buhnenbild und Brimborium verzichten muß. Die Selbstdarstellung der Musiker hat zu genügen: Bassist Jeremy kreiselt unablässig über die Bühne, läßt seine roten Dreadlocks fliegen und Pirouetten drehen; Sänger und Gitarrist Mark versprüht mit Lausbubencharme und Schiebennütze David Copperfield-Flair; Geiger John gefällt sich mit seinem zerbeutelten Zylinder als Totengräber aus dem Wilden Westen; Drummer Charly ¿

schließlich ist der Einpeitscher, der die Truppe und das Publikum zum Ein-Stunden-Spring-Marathon anfeuert. Partytime bei Pogo-Folk. Stagediving zu Jigs ’n‘ Reels — die ausgelassene und trinkfreudige Stimmung, die bei Levellers-Gigs herrscht, hat viele Journalisten wohl veranlaßt, die Engländer in einem Atemzug mit den Pogues zu nennen.

Dabei sind es noch ganz andere musikalische Assoziationen, die sich bei einem Levellers-Gig aufdrängen: New Model Army beispielsweise. Oder The Immaculate Fools, vor allem aber The Clash. Die Levellers bestechen zunächst einmal durch ihre harte Gangart, den trockenen Baß, die fetzigen Gitarren. Da sind sie noch ganz Punks. Gleichzeitig sind sie rhythmisch total verspielt. Und durch Mandoline und Fiddle stellen sich warme, versöhnliche Klangfarben ein. Da sind sie ganz Folkies.

Sie singen über das kaputte England, Arbeitslosigkeit, Drogenprobleme. Sie schleudern ignoranten Politikern ihren Zorn entgegen, betreiben Aufklärungsarbeit, fördern Solidaritat unter den Unterdrückten. So werden Songs wie der „Liberty Song“, „Seil Out“ und „One Way“ zu aufmunternden Überlebenshymnen. Jeremy: „Viele unserer Fans wissen selbst genau, daß sie in der Scheiße sitzen. Man muß sie nicht zusätzlich in Depressionen stürzen. Deshalb feiern wir zusammen Parties, verkaufen unsere Botschaften in a happy way.“