Foo Fighters


Gerade mal drei handkopierte Zettel am Eingang des King’s College, einer Schule in unmittelbarer Nähe der Themse, künden vom ersten Gig der Foo Fighters in Europa. Doch der restriktiven Informationspolitik des Managements zum Trotz drängen sich knapp 700 Grunger in der Mensa im vierten Stock des Gebäudes. Bemerkenswert, jedoch nicht ganz unerwartet: Jeder zweite Besucher erscheint im Nirvana-T-Shirt. Nicht von ungefähr. Gilt es doch einem Auftritt von Dave Grohl, dem ehemaligen Schlagzeuger der Grunge-Götter, und seiner neuen Band beizuwohnen. Der Mann, der als Nachfolger von Chad Channing den Höhenflug und das jähe Ende von Nirvana miterlebte, hat bei seinem eigenen Projekt die Drumsticks abgegeben und präsentiert sich nun als Sänger und Leadgitarrist. Kompetente Unterstützung findet er dabei in Gitarrist Pat Smear, der in den letzten Monaten vor Cobains Tod zum festen Mitglied von Nirvana avancierte, sowie in Schlagzeuger William Goldsmith und Bassist Nate Mandell. Die beiden letzteren kennen Insider als Mitglieder der Sub Pop-Band Sunny Day Real Estate. Kaum ist das letzte Grollen des Openers ‚This Is A Call‘ verklungen, stellt der Frontman der Foo Fighters auch schon eins klar: „Kein einziger Song handelt von Kurt. Das wäre ihm nur peinlich.“ Punkt. Dann geht es weiter. Fünfzig Minuten lang. Fünfzig Minuten, die eindrucksvoll beweisen, daß Dave Grohl zwar kein Ausnahme-Sänger, dafür aber ein begnadeter Songwriter und ein charismatischer Frontman ist. Fünfzig Minuten, die alle selbsternannten oder von den Medien bzw. Plattenfirmen gehypten Nirvana-Nachfolger atomisieren. Fünfzig Minuten, die das Geheimnis von Kurts Kompsitionen, die Mr. Grohl zitiert, ohne sie zu kopieren, noch einmal offenlegen. Nämlich die bis dato unerreichte Fähigkeit, derbste Gitarren-Attacken, übelstes Feedback-Pfeifen und ein adrenalin-sprühendes Schlagzeug-Inferno so mit zuckersüßen Popmelodien zu kombinieren, daß der Zuhörer schon nach wenigen Takten unwiderruflich gefangen genommen ist.