Food Band – Köln


„Wenn man diese Band richtig featured, könnte sie ganz groß werden – auch international“:

Marquee-Studios in London. Produzent Nick Tauber, der zuletzt Thin Lizzy und Toyah unter seine Fittiche nahm, ist des Lobes voll über die Kölner Band, deren neue LP RHYTHM ‚N‘ JUICE er gerade fertigstellt. Und man merkt, es sind keine leeren Höflichkeits-Floskeln, die er sich mühsam abquälen muß. „Sie haben etwas in ihrer Musik, was ich vorher nie bei einer deutschen Band gehört habe. Sehr melodisch, aber gleichzeitig mit Biß. Eine Mischung aus den Doobie Brothers und Tom Petty. Exzellente Technik, ausgezeichnete Gitarrenarbeit, hervorragendes Songmaterial. Für meine Ohren ist das die erste Gruppe vom Kontinent, die diese Art von Musik adäquat beherrscht. Wie gesagt: Wenn man diese Band richtig featured, könnte sie ganz groß werden auch international.“ Taubers Worte müssen Balsam auf die Blessuren sein, die die Food Band im Laufe der vergangenen Jahre hat einstecken müssen. Denn ganz so neu ist die Gruppe um den Kölner Woli Maahn nicht. Bereits vor zwei Jahren erschien ihr erstes Album auf einem kleinen englischen Label, das prompt pleite machte und dadurch mögliche Verträge mit anderen Firmen blockierte. Und das, obwohl die britische Musikpresse auf Alben wie Auftritte der Food Band enthusiastisch reagierte. „Takt für Takt ein Vergnügen“, schrieb damals der Melody Maker – und „the Food Band will habe to be a cult“ hieß es beispielsweise im Record Mirror. Die Platte erschien zwar mit einjähriger Verspätung in Deutschland, wurde aber von der Plattenfirma dermaßen mit Desinteresse bestraft, daß sie sang- und klanglos unterging.

Trotz solcher Tiefschläge hat die Food Band sich nicht irritieren lassen. „Ich glaube“, sagt Wolf Maahn, „es müßte noch viel dicker kommen, bis ich das Handtuch werfen würde. Und das gilt ebenso für den Rest der Band. Wir glauben halt an unsere Musik. Witzig ist nur, daß wir in Interviews fast nie auf die Musik angesprochen werden, sondern fast ausschließlich auf unsere geschäftlichen Probleme. In England haben wir auch unheimlich gute Reviews für unsere Lyrics bekommen, während in Deutschland noch nie Jemand darauf eingegangen ist. Manchmal denke ich schon, wir sind hierzulande so etwas wie ein Studienobjekt für Branchen-Fetischisten.“ Wie man angesichts solcher Umstände finanziell überleben kann, wird für Außenstehende wohl immer ein Geheimnis bleiben. Durchschnittlich 400.- DM pro Monat kassiert jeder in der Band, Jan Dix trommelt nebenher noch in einer Tanzkapelle, Gitarrist Axel Heilhecker zupft gelegentlich bei der Jane Palmer Band – und Wolf Maahn schließlich lebt „von dem Dispositionskredit bei der Sparkasse.“ neue LP wurden zunächst einmal die Schulden bezahlt; mit Clubtourneen und gezielter Promotion der neuen Plattenfirma soll nun ein professioneller Neubeginn gemacht werden. Das Problem, so scheint es, liegt eigentlich nur darin, daß die Food Band vielleicht eine Ecke zu brav ist. Sei es auf geschäftlicher Ebene, wenn es darum geht, (ohne Manager) die Band bei Promotern und Medien zu verkaufen – sei es im musikalischen Bereich, in dem die Food Band ihre zweifellosen Talente noch nicht so recht über den Bühnenrand bringt.

Daß es aber ein Publikum für ihre Musik gibt, daran hat Maahn nach diversen Tourneen durch Deutschland keinen Zweifel: „Sicher, unsere Musik ist stilistisch nichts Neues, nicht experimentell, aber sie ist auch nicht oldfashioned. Diese Art von Musik wird nie aussterben. Man mag Sounds und den gesamten Approach ändern, aber den Rhythm & Blues-Song als solchen wird’s immer geben. Leute wie Bruce Springsteen und Tom Petty hätte es schon vor zehn Jahren geben können und es wird sie auch noch in zehn Jahren geben. Das ist einfach zeitlose Rockmusik. Und die werden wir auch weiterhin machen, ohne nach den Marktchancen zu schielen.“