Frank Zappa Overnite Sensation


45 Nach einer ausführlichen Jazz-Phase Ende der 60er bis Anfang der 70er Jahre wendete sich Frank Zappa auf „Overnite Sensation“ wieder stärker der Rock-Szene zu. Freilich ohne im geringsten auf musikalische Konventionen Rücksicht zu nehmen — Zappa und seine Mothers Of Invention verbrieten alles, was ihnen in den Sinn kam: Ob Soft-Pop, osteuropäische Folklore oder schwerverdauliche Avantgarde-Klassik. Tabuzonen waren das einzige Tabu auf dieser Platte. Egal wie unterschiedlich die jeweiligen Ingredienzen auch waren. Zappa verschweißte sie stets zu bis auf die letzte Note perfekt durcharrangierten Song-Collagen. Dabei sorgten die regelmäßig eingestreuten, atemberaubenden Soli des Autodidakten für zusätzliche Höhepunkte. Wenn Zappa sich in Interviews damals gern als „musikalisches Genie“ bezeichnete, war das kaum als Größenwahnsinn zu diskreditieren. Der Mann hatte einfach recht mit dieser nüchternen Selbsteinschätzung. Auch textlich bot „Ovetnite Sensation“ so manchen Leckerbissen. Da sondert das Fernsehgerät des typisch amerikanischen TV-Junkies plötzlich einen ekeligen Schleim ab. der die ganze Wohnung überflutet („I’m The Slime“) oder ein Mädchen wettet 40 Dollar, daß ihr kein Mann einen Orgasmus verschaffen könne („Dinah-Moe-Hum“). Höhepunkt des Albums war sicher „Montana“ mit seinen wirren und verwirrenden Wortspielen. Hier wurde Sprache zum Instrument, deren phonetische Kraft schwerer wog als der über sie transportierte Inhalt. In Kombination mit dem vertrackten musikalischen Arrangement zwischem orchestralem Pathos und simpler Mitsumm-Melodie ein Meilenstein Zappaesken Schaffens.