Fünf Notwist-Alben, fünf Redefinitionen des eigenen Sounds


Keine Zeit zu verlieren: 1989 gründen Michael und Markus Acher mit Pfadfinderkamerad Martin Messerschmid The Notwist, gewinnen den Demo-Kassetten-Wettbewerb im Jugendradio „Zündfunk“ und veröffentlichen bereits 1990 bei Subway/Rough Trade ihr erstes namenloses Album. Punk sei sein Vor-, Rock sein Nachname, „Indie“ sein Titel. In Tatendrang und (Verweigerungs-)Haltung sowieso, aber auch musikalisch herrscht Aufruhr.The Notwist etablieren von Anfang an die einzige Konstante im Sound der Band: Markus nölt und mauschelt im größten Sturm, als möchte er gar nicht singen. Genauso ist es auch.

Einschlägige Alternativ-Großen wie Dinosaur Jr. beleiht das Trio um deren irgendwie melancholisch-euphorische Melodien, der Sound stammt hingegen direkt aus der Metal-Schmiede. Wucht und Dynamik scheinen die jungen Oberbayern erfunden zu haben. So gelingt Notwist 1992 mit NOOK (Big Store) ein Album, das deutsche Hardcore-Geschichte schreibt. Es ist „Meilenstein“ und schweres Erbe zugleich:“Spielt doch live mal wieder was von ‚NookT, tippen Fans den Weilheimern heute noch ins Gästebuch. Die Heiligsprechung folgt auf dem Fuße: Fugazi nehmen sie mit auf Kurztournee.

Nebenprojekte, Filmmusiken, Samplerbeiträge und fleißiges Touren buchen die Band komplett aus. 12 (Big Store) lässt deshalb bis Mai 1995 auf sich warten, um dann umso eindrucksvoller eine Ahnung davon zugeben, welches Potenzial in The Notwist steckt. Sie bekennen sich weitaus offener zum (Schrammel-)Pop, wagen Brüche, fügen Dosen puren Krachs hinzu. Bassklarinette, Cello und Sampler ergänzen das Instrumentarium. Noch klingt das zuweilen nach Hinzufügen, aber keine Sekunde aufgesetzt.

1997: Martin Gretschmann aka Console wird festes Bandmitglied. Nach einer ernüchternden US-Tour ist das Quartett reif, um zu Hause gefeiert zu werden: Die Kritiker tun genau das mit SHRINK (Community/Virgin), Notwists Meisterwerk von 1998. Das Album kombiniert den jetzt konzentriert-reduzierten, noch sensibler gewordenen Gitarrenpop mit Blue Note-Jazz und Elektronika. Arno Frank schreibt im MUSIKEXPRESS: „SHRINK ist eine eklektische Geisterfahrt durch die Musikgeschichte.“

Für den Film „Absolute Giganten“ steuern The Notwist 1999 sechs Stücke bei. Sie spielen als Vorband von Stereolab in England und beginnen im April 2000 mit der Arbeit am SHRINK-Nachfolger. NEON GOLDEN (City Slang) ist im März 2001 im Kasten. Erste Stücke des neuen Albums sind im Sommer auf diversen Samplern zu hören. Ein besonnenes, kunstvolles Popalbum. The Notwist wachsen stetig weiter.