Gemeingut


Nachdem uns Petrus um den Frühling beschissen hat, sind wir damit auch wieder nicht zufrieden — selbst in der ME/Sounds-Redaktion hilft der bei anderen starken Truppen so verbindende Achselschweiß kaum über die hitzebedingten Hirnleistungsstörungen hinweg. Ein Trost, daß es den „GemeinGut“-Opfern auch nicht besser geht: ,Sommer ist die schlechteste Zeit für Blasmusik“, stöhnt Chef-Trompeter Miles Davis, ,da kriegst du einfach nicht genug Luft.“ Solche Hänger kann er sich aber selbst in Anbetracht seines stolzen Alters (65) nicht leisten, will er in Kürze doch endlich das Angebot von Prince annehmen, ein paar gemeinsame Sessions im Paisley Park zu spielen, „ich schwimme jeden Morgen 20 Bahnen in meinem Pool“, verrät der Jazzer sein Privat-Rezept gegen die Folgen des Ozon-Smogs. Was er verschweigt — die obligatorische Gummi-Badekappe verhindert, daß sein schmuckes Toupet naß wird.

Um ein Haar (Echthaar, kein Implantat) wäre auch Ober-Stone Mick Jagger baden gegangen, als er es bei gesitteter Konversation mit Prince (hier: Prince Charles) an den grundlegenden Anstandsregeln mangeln ließ. Während der fünf Audienz-Minuten behielt Jagger die linke Hand in der Hosentasche. Was aufs schärfste anzuprangern ist, weiß doch auch der Prinz: Wer seine Hand in der Tasche hat, muß noch lange nicht untätig sein. Und Mick ist in der Tat sehr geschäftig. Für seine schwangere Frau Jerry Hall (3. Baby) kaufte er ein 20-Zimmer Häuschen mit Themse-Blick in Richmond (Sechs Mille) und nebenbei dreht er in Atlanta „Free Jack“ ab. In dem Kino-Streifen spielt er neben Anthony Hopkins die Hauptrolle — er mimt einen todeskalten Kopfgeldjäger im Jahre 2009.

Alljährlich treffen sich die eiskalten Preisgeldjäger mit ihren Schläger-Waffen in Wimbledon. Zwei von ihnen, seit jeher gern das Racket mit einer Stromgitarre verwechselnd, haben heuer gar ein Liedchen auf Platte aufgenommen: Pat Cash und John McEnroe, bedauernswerte Vorrunden-Krepierer, spielten gemeinsam mit den Sängern Roger Daltrey und Stefan Edberg den Zeppelin-Klassiker „Rock ’n Roll“ für eine Single zugunsten der Armenien-Hilfe ein. Macht nichts, was zählt ist der gute Wille: .Wir hatten keine Zeit, vorher gemeinsam zu üben“, resümmierte Daltrey nach der Session, .und so klingt es denn auch.“

Nach einer, der keine Zeit zu üben hatte:

,Wir haben echt null Chance gehabt, uns auf die Gigs vorzubereiten“, windet sich Tote Hose Campino, nach Erklärungen für die Absage der Hosen-Festivals im Juni ringend. Wider Erwarten keine Ausrede — die Band ist nämlich tatsächlich in derben Schwierigkeiten. Im Herbst sollte die neue LP erscheinen, für die die Hosen weltweit Sessions mit befreundeten Punk-Musikern aufgenommen hatten. Die Mehrspur-Tapes dieses „Punkrock-Weltorchesters“ kamen beim Transport aber in die zerstörerische Nähe eines Magnetfeldes, das einen Teil der Musik löschte. Die Düsseldorfer Edel-Trinker fanden denn nur eine kleine Termin-Lücke — sie spielten im Rahmen des LP-Projektes STATION 17 ein Spontan-Konzert (Foto) für die Insassen des Behindertenheimes in Hamburg-Alsterdorf.

Alles nach Plan läuft dagegen bei den Rheinland-Ethno-Rockern BAP. Nach Tour und Gastauftritten (Foto) erscheint am 26.8. die Doppel-Live-LP AFFROCKE, gemeinsam mit der Single „Verdamp lang her“ gedacht als die Nippes-Antwort auf EXILE ON MAIN STREET.

Das Leben könnte so einfach sein, man muß nur immer auf das richtige Timing achten. Wenn zum Beispiel Dein Chef leise andeutet, für das nächste Projekt vielleicht ein paar neue, frische Köpfe mitanzuheuern, ist es allerhöchste Zeit, sich nach einem neuen Job umzusehen. Diesem Erfolgs-Rezept folgen im Moment auch Ron Wood und Bill Wyman, nachdem ihr Chef Mick nebuliert hatte, mit Gitarren-Stone Keith als nächstes vielleicht eine Duo-Platte einzuspielen, für die sie dann „richtige Musiker anheuern“ wollen. Noch verschämt als Benefiz-Aktion für den krebskranken britischen Bub Craig Shergold (11) getarnt, üben Ron & Bill schon fiebrig für ihr post-stonales Projekt. Mit dabei sind zwei andere Oldies — Sänger Andy Fairweather-Low, Ende der Sechziger Jahre mit seiner Band Amen Corner lind erfolgreich, und der britische TV-Komiker Phil Cool. Noch Cooler: Stones Drummieboy Charlie Watts spielt als einziger der großen Fünf mit wirklich guten Musikern. Er nahm gemeinsam mit alten Jazz-Haudegen ein Be Bop-Album in memoriam Charlie Parker auf.

Er dagegen kann zumeist mit richtig guten Mädchen spielen: Teenie-Traum Jason Donovan. Ehemals Duo-Gespiele von Kylie Minogue zweifelt aber auch er langsam daran, ob ein Kinderheft-Starschnitt seines Konterfeis wirklich der Höhepunkt künstlerischen Schaffens bedeutet. Wie so viele in die Monate gekommene Teen-Idole vor ihm, geht auch er genau den falschen Weg. Anstatt die Milliönchen im Waffentermingeschäft fruchtbar zu mehren und von Zinsen & Sonne verwöhnt zu privatisieren, versucht sich Jason an der ernsteren Kunst. „The Amazing Technicolour Dreamcoat“, Donavans erstes Musical, fiel schon bei der Premiere im Londoner „Palladium“ gnadenlos durch — der goldene Wagen, in den er als ägyptischer Märchenprinz einstieg, flog nicht wie geplant in die Lüfte, sondern eierte über die Bühne und kippte in den Orchestergraben. Jason gibt sich dennoch nicht geschlagen: „Da müssen wir wohl noch dran arbeiten.“

¿ Nicht mehr arbeiten müßten David Bowie und Rosanna Arquette, aber auch sie können’s nicht lassen. Die beiden spielen in dem Film „The Linguini Incident“ die Hauptrollen, Bowie mimt einen zwielichtigen Bar-Mann. Rosanna, noch ledig, flirtete bei den Dreharbeiten derart heftig mit dem Sänger, daß darüber fast dessen Beziehung mit dem Mega-Kleiderständer Iman in die Brüche gegangen wäre. Bowie, der mit seiner Band Tin Machine inzwischen bei der japanischen Plattenfirma JVC untergekommen ist, hatte große Mühe, die Wunden zu nähen: „Erst als ich ihr zu unserem Einjährigen ein Candlelight-Dinner im Pariser ,Jezebel’s‘ geschenkt habe, glaubte sie wieder an die Aufrichtigkeit meiner Liebe.“

B Genau daran darf man bei jenen 800 Jugendlichen zweifeln, die in der Nacht des 20. Todestages von Doors-Sänger Jim Morrison an dessen Pariser Grabstätte randalierten. Bei aller Liebe: zwei verletzte Polizisten und ein verprügelter Friedhofswärter — das kann Jim nicht gewollt haben. Ansonsten geht es ihm im Moment übrigens ganz gut, wie die britische Parapsychologin Carmen Rodgers bei einem Seance-Talk mit Jims Astralleib erfuhr. Rodgers, von der britischen „Spiritualist National Union“ mit Diplom ausgezeichnet, hatte mit Morrison für eine englische Musikzeitschrift geplaudert. Dabei erzählte er ihr, daß er in seiner postmortalen Lebens-Sphäre „dann und wann mit Elvis jammt. Wir haben hier zwar keine Gitarren, experimentieren aber viel mit Licht und freien Schwingungs-Feedbacks.“