Get Well Soon Berlin, Postbahnhof


Was an Bühnenpräsenz noch fehlt, machen Konstantin Gropper & Co. mit berückenden Versionen ihrer tollen Songs wett.

Leider musste das Berliner Konzert der eigentlich als Albumpräsentations-Kurztournee geplanten Konzertreise der Neuberliner Get Well Soon wegen eines Fehlers in der Druckerei kurzfristig abermals ohne das lang erwartete, schon mehrmals verschobene Debütalbum auskommen. Machte aber natürlich überhaupt nichts, schließlich kann man a)seit längerer Zeit schon alles bei MySpace hören und hat sich b) so langsam daran gewöhnt, dass (seit ungefähr einem Jahr) alle über Get Well Soon reden, ohne dass man viel käuflich erwerben könnte. Mit oder ohne physischen Tonträger: Der „Wunderknabe“ konzertierte erstmals im Rampenlicht einer zuletzt noch einmal sprunghaft gestiegenen Aufmerksamkeit und es kamen erstaunlich viele. Das erste große Konsensthema des Jahres wollte sich kaum einer entgehen lassen.

Es war dann auch alles wie im Vorfeld angekündigt: Mit den überall beschriebenen Freunden und der geigenden Schwester, sieben Leute insgesamt, betritt Gropper die Bühne und beginnt mit dem auch das Album eröffnenden „Prelude“. Was man freilich nicht erahnen konnte: Nach hinten raus, wo er die baldige Genesung immer dringlicher beschwört, kippt die Singstimme ein bisschen. Es klingt dann fast so, als sei es ihm unangenehm, aus sich herauszugehen, zuviel „Lärm zu machen“. Überhaupt pendelt die naturgemäß live noch relativ unerfahrene Band zwischen zwei Extremen: Überraschend reif, souverän und herzzerreißend schön in den überwiegend eins zu eins dargebotenen tollen Songs, leicht linkisch und schüchtern dazwischen. Wie Verena Gropper zwischendurch schüchterne Anweisungen an den Soundmann gibt, das hat bei aller Grandezza deutliche Schulaula-Konnotationen und erinnert ein bisschen an den örtlichen Orff-Zirkel bei der musikalischen Früherziehung. Bei „If This Hat Is Missing l’ve Gone Hunting“ braucht wiederum Konstantin Gropper fast die Hälfte des Songs, bis seine Gesichtsfarbe nach vorangegangener Ansage wieder von rot in die für ihn typische Blässe wechselt. Dann aber legt er sich mit soviel Verve in das fantastische „People Magazine Front Cover“, dass man sich einmal mehr fragt, woher dieser Knabe das zur Hölle alles nimmt! Da sie die offensichtlichsten Hits relativ schnell verbrauchen, treten später ein paar Längen auf, eine gewisse Grundspannung bleibt aber stets erhalten. Man würde sich Gropper vielleicht zehn Jahre älter und mit einem vom Leben zerfurchten Gesicht wünschen, weil man ihm dann vieles leichter abnähme. Aber alt wird er ja von alleine und überhaupt wollen wir nicht gemein sein: Beinahe alles, was Sie in den letzten Monaten über diese Band gelesen haben, stimmt. Konstantin Gropper ist wahrscheinlich der begnadetste Songschreiber, den dieses Land seit ziemlich langer Zeit hervorgebracht hat. Der Rest kommt dann ganz von alleine -und auch der Tonträger ist ja inzwischen endlich erhältlich.

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