Glamourös ist das Leben nicht, das Portugal. The Man führen. Aber immerhin bleiben ihnen biedere Karrieren erspart.


Dass Portland ein Mekka für Musiker und Künstler ist, wissen wir nicht erst seit den Thermals und Modest Mouse. Portugal. The Man stammen zu drei Vierteln aus Alaska, tanken ihre Inspirationen aber längst im Nordwesten – wenn sie nicht auf Tour sind. „Fünf von sieben Tagen spielen wir Konzerte.“ Schlagzeuger Jason Wade Sechrist raubt einem jede Illusion vom glamourösen Rockstarleben. „Wir kommen viel herum, haben aber selten die Möglichkeit, uns umzusehen. Unser Alltag besteht aus Autobahnen, Anlagen-Schlepperei und Auftritten.“ Er klingt keineswegs bedrückt, wenn er das erzählt. Auch Zachery Scott Carothers, zweiter Sänger und Bassist, lugt höchst sonnig unter seinem Hut hervor: „Wir müssen so viel spielen, weil wir davon leben. Aber wir haben uns das ja ausgesucht. Wir spielen seit fünf Jahren in dieser Band, machen das, was uns am meisten Spaß macht, und können davon leben. Besser geht es doch gar nicht.“ Aus Post-Hardcore-Kreisen stammend, verbinden die vier breitbeinigen Rock mit atmosphärischen Soundwällen. Sänger John Baldwin Gourley, ein schmächtiger, zerbrechlich wirkender Mann, singt mit hoher, fordernder Stimme, während Carothers die Prollpose neu erfindet und Multiinstrumentalist Wesley James Hubbard wie ein freundlicher Bär den Ruhepol markiert. Vielleicht ist gerade die bandgewordene Gegensätzlichkeit der Grund für ihre Zufriedenheit. „Natürlich sind wir manchmal müde“, räumt Sechrist ein, „haben sogar manchmal Heimweh. Aber mein Zuhause ist das Einzige, was ich manchmal vermisse. Es ist fantastisch, auf Tour zu sein.“ Carothers lacht: „Ja, man bekommt Essen und Getränke, trifft neue Leute und fühlt sich frei.“ Seinen alternativen Lebensentwurf musste er verteidigen: „Mein Vater hat eine hohe Position bei Pepsi. Er hatte mir einen sicheren, gut bezahlten Job besorgt, den ich aber auf keinen Fall wollte“, erinnerter sich. „Ich habe meinen besten Freund hingeschickt. Der verdient jetzt ein Heidengeld und macht groß Karriere. Aber ich will keinesfalls mit ihm tauschen. Ich glaube, ich bin der Glücklichere von uns.“ Sechrist nickt. „Ich kann mir kein Auto leisten, aber wann sollte ich damit auch fahren?“ Eine Stunde später betreten Portugal. The Man die Bühne. Gourley gibt mit Kapuze den schüchternen Frontmann, der lieber in die zweite Reihe rückt, Carothers steht breitbeinig am Bühnenrand und grinst. Vielleicht denkt er kurz an seinen Freund bei Pepsi. Dann aber blickt er ins Publikum und strahlt: Er hat alles richtig gemacht.

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