Groove-Spätlese


So ein Pech. Da finden fünf amerikanische Musiker, schwarz und weiß, Ost- und Westküstler, endlich zusammen und wollen die „Ethno-Band“ der Neunziger werden — aber Living Colour kommen ihnen zuvor. Stilistisch verheiraten sie Hendrix mit Earth Wind & Fire (Trauzeugen: John Lennon und Prince) — aber Lenny Kravitz ist mit seiner Platte schneller auf dem Markt. Dabei erklärt sich die musikalische Verwandtschaft zu Kravitz schon dadurch, daß ein Teil der Band früher mit ihm gearbeitet hat. „Wenn unsere LP zuerst rausgekommen wäre“, orakelt Gitarrist Danny Palomo. der mit dem Peace-Zeichen am Ohr, „dann würde man zu Lenny Kravitz sagen: ,Du hast doch mit Maggies Dream gespielt, nicht wahr?'“ Und das wäre dann sogar ein Kompliment. Denn Maggie’s Debüt-Album ist so funky und so sexy, daß das Empire State Building in ihrer Wahl-Heimat Manhattan längst aus den Fundamenten gesprungen wäre, hätte es Tanzbeine — spätestens nach den ersten Slaps und Gebläseriffs von ,,Change For The Better“. Handgemachter Funkrock mit einer Prise Blues und Gospel, dazu ein Sänger, der manchmal wie Stevie Wonder klingt — und kein Blabla in den Texten: Maggie alpträumt von Rassismus und AIDS in einer reparaturbedürftigen Welt. „Musik kann den Geist bewegen wie sonst nichts anderes. Und wenn du etwas machst, was außer dir auch andere berührt, ist das schon sehr befriedigend.“

Wer gegen Hippie-Naivität allergisch ist, mag die Texte betulich finden, darf aber drüberweghören: „Dies ist Musik. Kunst ist etwas fiir Maler. Wir schreiben nicht, damit die Leute Botschaften empfangen. Wenn sie’s tun, prima, aber es ist cool, wenn sie einfach auf den Groove abfahren. „