Haftbefehl veröffentlicht neuen Song „Dünya garip“ über Entwurzelung
Haftbefehls neuer Song „Dünya garip“ erzählt von Heimatlosigkeit und Entwurzelung. Produziert von oddworld spricht der Track auf türkisch von Aykut Anhans Migrationserfahrung.
Haftbefehl hat einen neuen Song veröffentlicht. „Dünya garip“ erschien am 20. November um 23:59 Uhr und ist auf Türkisch gesungen. Übersetzt bedeutet der Titel „Die Welt ist seltsam“ – ein Leitmotiv für das Stück, das von Heimatlosigkeit, Fremde und Entwurzelung erzählt.
Produziert vom Duo oddworld, schildert der Song nach eigenen Angaben die Perspektive eines Jungen aus Istanbul, der seine Heimat verlassen musste, um in einem neuen Land Zuflucht und Sicherheit zu finden. „Doch er merkt schnell, dass auch hier die Menschen anders sind, als er es erwartet hatte: Alle scheinen verrückt nach Geld und Konsum zu sein, und die Menschlichkeit geht verloren“, beschreiben die Künstler die Geschichte des Liedes, das im Kern eine Erzählung von Perspektivlosigkeit und Entwurzelung sei.
„Der Song ist ein Spiegel für viele Menschen mit Migrationshintergrund“
„Die Straßen Europas, die eigentlich Schutz und Chancengleichheit bieten sollen, vergiften die Jugend – ein Widerspruch, den viele kennen“, schreibt das Produzentenduo oddworld. Haftbefehl spiegele darin auch seine eigenen Erfahrungen wider, die er in jungen Jahren gemacht habe.
„Der Song ist ein Spiegel für viele Menschen mit Migrationshintergrund, die ein neues, besseres Leben für sich und ihre Familien suchen, dabei jedoch oft auf Missverständnisse, Ausgrenzung und Hürden stoßen. Menschen, die trotzdem nicht aufgeben, weitermachen und für ihr eigenes kleines Glück kämpfen sollen – selbst dann, wenn niemand an sie glaubt. Das wünscht sich Haftbefehl“, heißt es weiter. Der Rapper beobachte mit seiner neuen Single die Welt und sich selbst.
Hier den Song anhören
Auch das Produzentenduo, bestehend aus Minhtendo und Alexis Troy, findet sich persönlich in dem Song wieder: „Anfangs hatten wir nur rohe Sätze bekommen. Obwohl wir kein Türkisch sprechen, hat es uns direkt gepackt. Der Schmerz und die Ehrlichkeit in Aykuts Stimme erreicht alle. Als wir bei ihm waren und Musik gehört, gemacht und uns in die Augen geschaut haben, wussten wir, dass auch wenn wir aus unterschiedlichen Kulturkreisen kommen: Wir haben die gleiche Culture.“
„Ein Gedicht ohne Pop-Formeln“
Eigentlich sei der Song ein Gedicht, erklären sie. „Wir haben uns entschieden, die Struktur des Songs unkonventionell zu lassen, ohne Pop-Formeln zu beachten und ohne beispielsweise den Refrain öfter bringen zu müssen. Es ist wie ein Soundtrack zu einem Film, und die Musik soll Aykuts Stimme und die Emotion auf ein Podest stellen.“
Der Offenbacher Rapper Haftbefehl erfährt seit einigen Wochen erhöhte Aufmerksamkeit, seit seine Dokumentation „Babo – Die Haftbefehl-Story“ auf Netflix erschienen ist. Der am 28. Oktober veröffentlichte Film wurde Millionen Mal angeschaut und erreichte nach der Veröffentlichung Platz eins der Netflix-Filme in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Produziert von Elyas M’Barek und Pacco-Luca Nitsche, zeigt der Film Haftbefehls Leben jenseits von Ruhm und Erfolg von seiner persönlichsten Seite – mit Auftritten von Rapgrößen wie dem inzwischen verstorbenen Xatar, Celo & Abdi oder Jan Delay.
Haftbefehl im Kreis seiner Familie und clean
Der Film beleuchtet unter anderem die Abgründe einer schweren Drogensucht, der Haftbefehl, mit bürgerlichem Namen Aykut Anhan, verfallen war. Inzwischen scheint es ihm jedoch besser zu gehen. Auf Instagram schrieb er am 20. November: „Ich sehe eure Liebe und all eure positiven Nachrichten und im Kreis meiner Familie werde ich stärker zurückkehren“.
Ob er den Drogen inzwischen entsagt hat, blieb im Film zunächst offen – bis jetzt. Bei seinem Auftritt in Osnabrück, dem ersten Konzert seit Veröffentlichung der Doku, beantwortete Haftbefehl die Frage, die vielen auf der Zunge lag: „Ihr habt bestimmt alle meine Doku gesehen. Ich wollte Euch noch sagen, ich bin clean“, rief der Musiker in der Nacht auf den 15. November seinen Fans von der Bühne zu – lauter Jubel brandete auf. „Und ich hoffe, ihr bleibt es auch. Scheiß auf Drogen!“






