Herbert Grönemeyer


München, Olympiahalle

Grönemeyer surft bei seiner „Comeback – Tournee auf einer Welle glühender Begeisterung durch deutsche Lande.

Die Münchner Olympiahalle: Glas, Beton und Würstldunst, gelbe Klotüren und fast immer ein Sound wie aus dem Blechkübel. Und Herbert kommt. Kann das gut gehen? 0 ja: Es kann ein bewegender Pop-Abend werden, getragen von einer Stimmung zwischen österlichem Hochamt und Oktoberfest-Samstag, zwischen respektvoller Verehrung für den Künstler und umarmender Freude über das Wiedersehen mit dem Kumpel. Auch bei Herbert Grönemeyer war der Sound in der Münchner Olympiahalle alles andere als ein Ohrenglück; wer aber darauf allzu großen Wert legt, ist besser beraten, zu Hause die Platten zu hören. Das Grönemeyer-Konzert begeisterte mit Qualitäten, die auf keine CD zu bannen sind. Kleinste Bewegungen auf der noch leeren Bühne lösten bereits vor Konzertbeginn Jubelerschütterungen im Auditorium aus. Gleich kommt er. Das Vorprogramm bestritt ein DJ, von Grönemeyers Mut zur Offenheit für neue Entwicklungen ausgewählt, vom Publikum weitgehend bewusst ignoriert oder einfach nicht zur Kenntnis genommen.

Das Hauptprogramm bestritt ein Herbert Grönemeyer, der mit dieser Tournee vom Popstar zum Idol wächst. Nicht mehr nur wegen seiner Lieder drängen die Leute in die Konzerte der ausverkauften Tournee; sie kommen wegen ihm. The singer, not the song. Von Anfang an zittert die Halle vor Herzlichkeit. Textzeilen und Refrains erklingen aus tausenden Kehlen, spontane La-Ola-Wellen branden der Bühne entgegen. Herbert Grönemeyer startet mit neuen Stücken, vor allem aus dem neuen Album „Mensch“; zieht sich allein hinter das Keyboard zurück; dann erhöht er die Schlagzahl wieder ein wenig. Und spannt plötzlich die Brust an: „Tief im Wöööesten …“. Nun purzeln die Hits. Knapp zehntausend Zuschauer, sieben Begleitmusiker, ergänzt um ein Streichoktett, und ein Grönemeyer zwischen Ruhrpottpopfreude und balladesker Erschütterung, die so tief geht, dass eine Leuchtherzchen-Verkäuferin von zwei Zuschauern brüsk weggeschickt wird. Grönemeyer-Gefühle lassen keinen Platz für auch nur ein Gramm Kitsch, aber sie erzeugen zentnerweise Begeisterung. Herbert Grönemeyer geht, darf nicht fort, spielt mit seiner Band noch eins und noch eins, geht wieder, kommt wieder, wird gefeiert, muss nochmal „Mensch“ spielen. www.groenemeyer.de