Als V.O. Pulver, Sänger und Gitarrist der e lerfolgreichen Basler Crossover-Formation Gurd, auf Roli Roos stieß, hatte das ungeahnte Folgen. Roos ist besser bekannt als DJ W.A.R.P., und in dieser Funktion stand er an jenem Abend hinter den Plattentellern. Wenn auch am gleichen Abend noch die Idee zu einem gemeinsamen Projekt entstand, herrschte über den konkreten Klang der gemeinsamen Musik zunächst Ratlosigkeit.

Das änderte sich in gemeinsamen Sessions von Januar bis August ’97. Pulver, der angibt, ohne Musik gar nicht mehr leben zu können, steuerte Gitarren, Baß und den größten Teil des Gesangs bei. Roos besorgte Beats und Programming. Dabei ließ der DJ allerdings oft keinen Stein mehr auf dem andern, loopte, änderte und editierte Pulvers Einspielungen bis zur Unkenntlichkeit. Auffallend ist jedoch, mit welchem Gespür er dabei vorgegangen ist. Oft schnitt Roos den dramaturgischen Höhepunkt eines Gitarrenlaufes heraus, um ihn an geeigneter Stelle wieder einzusetzen, oder er zauberte aus manchen Tönen völlig neue Stimmungen. Gänzlich hilflos mußte Pulver dem „Massaker“ jedoch nicht zuschauen: Es benötigte immer das Einverständnis beider Musiker, um einem Song schließlich grünes Licht zu geben.

Jetzt verweisen die Songtitel auf die unterschiedliche Herkunft ihrer Erzeuger. Sie reichen von „No More Shit“, das denn auch tatsächlich mit härteren Gitarren auffährt, bis zu einer „Cosmic Emotion“. Weitgefächert sind konsequenterweise auch die Stimmungen, die von leicht paranoiden Industrial-Landschaften bis zu den Sphären des Ambient reichen. Dunkle Gitarren treffen auf nervöse Dance-Beats, und ein Song wie „Transcending“ lebt allein von seinem hypnotischen, organisch-pulsierenden Groove. Einzige Schwachstelle ist der Gesang, der manchmal etwas zu unmelodiös ausgefallen ist. Dem Album selbst tut es keinen Abbruch, dafür ist die Stimme nicht wichtig genug. Überraschend haben schon einige ausländische Labels Interesse an Powderrose angemeldet.