Hollywood hat viele Augen


Filmautoren seid wachsam. In Hollywood blüht das Geschäft mit abgekupferten Scripts und nicht nur die Anwälte reiben sich dabei die Hände.

Es war kein Zufall, daß Robin Hood in fünffacher Ausfertigung durch die Traumfabriken geisterte, schon lange bevor Kevin Costner zeigte, wer der wahre Rächer ist. Es ist kein Zufall, daß im nächsten Jahr Timothy Dalton als Columbus gegen Gerard Depardieu antreten muß. und es bleibt nur abzuwarten, wie oft wir im Zuge von Coppolas Dracula-Verfilmung den alten Blutsauger wieder aus der Gruft steigen sehen. Filmideen und Drehbücher sind derzeit die heißeste Ware Hollywoods, und weil es jahrelang so einfach war, für Mitarbeiter der Produktionsstätten nur den Kopierer zu bedienen, ist das Zelluloidauge bei Millionenprojekten wachsam geworden. Terminator-Eingeweihte unterzeichneten eine eidesstattliche Erklärung, die sie zu absolutem Stillschweigen verpflichtete, und jede Drehbuchkopie wurde fälschungssicher gekennzeichnet. Und trotzdem sind in „Stonecold“, dem Filmerstling von Möchtegern-Schwarzenegger Brian Bosworth manche Szenen seltsam vertraut… Nun. wenigstens mußte Terminator-Regisseur James Cameron nicht das Schicksal Oliver Stones erleiden: Das Drehbuch zu seinem J.F. Kennedy-Projekt geriet auf dunklen Wegen an die Presse, der Film wurde prompt zerrissen, noch bevor er fertig gedreht war. Legale Drehbuchhändler spielen da nicht mehr mit: Im Hinterzimmer des Hollywood Book & PosterShops wandern Scripts gemäß einer Absprache mit Studios und Regisseuren erst nach Filmstart über den Tisch. Die normalen‘ Kunden kümmert das wenig — Verkaufsschlager sind ohnehin die Klassiker: „Der Pate“ und „Casablanca“ stehen auf Platz eins.