Hothouse Flowers


Sympathie, Sympathie. Wer gleich mit zwei Balladen und sehr leisen Tönen sein Konzert beginnen kann und trotzdem pro Note frenetischen Jubel erntet, hat etwas, das Kuschelbär-Instinkte in Bewegung setzt. Die irischen Hothouse Flowers, seinerzeit im Rahmen des protzigen Chanson-Europapokals in Dublin inmitten der Schlager-Uniformität effektvoll und (dem Clip sei Dank) unterhaltsam in Szene gesetzt, gehören seither zu den Lieblingen der Rock-Szene. Sie wurden nicht nur von Bonn und Kollegen tüchtig gefördert, sondern gelten durch den Erfolg von „PEOPLE“als neuerlicher Beweis, daß auch nach U2 noch reichlich Kreativität auf der grünen Insel blüht.

Im Konzert lassen sie sich von diesem Wohlgefühl der breiten Zustimmung bereitwillig davontragen. Ihre Musik, die auf der Bühne fast gar nichts mit Folk und gälisch/romantischem Flair zu tun hat. ist voll von gängigen Harmoniefolgen. die jede Improvisationslänge zulassen. Leadsänger und Gelegenheits-Keyboarder Liam O’Maonlai. flankiert durch einen zweiten Tastenmann, entwirft die Sprungfedern, auf denen die anderen Hothouse Flowers dann nach Herzenslust tanzen. Peter O’Tooles Baß singt mit satter Fülle, und Fiachna O’Braonains Gitarre antwortet nach alter Väter Sitte. Und sobald die Mannschaft abgehoben hat, klingt sie schon beinahe eher amerikanisch als irisch. Da lassen dann Lynyrd Skynyrd mit „Sweet Home Alabama“ grüßen, bis hin zum Piano-Klimpern authentisch südstaatenmäßig. Leider verfallen auch die Flowers in die Skynyrd-Krankheit, jede noch so bescheidene Song-Idee zum Pizzateig werden zu lassen: breit und immer dünner. Rühmliche Ausnahme ist hierbei Saxophonist Leo Barnes, der glücklicherweise keine Anstrengungen macht, seine Jazz-Vergangenheit zu verleugnen. Er bläst äußerst heiß, mitunter orientalisch, in großen Bögen und sucht sich förmlich seine Skalen, um zu größtmöglicher Freiheit im Bandgefüge zu gelangen. In diesen Momenten erinnern die Hothouse-Flowers mit ihrem formidablen Horn-Mann fast an King Crimson, wo Mel Collins mal ein ähnlich kochendes Sax blies. Doch leider sind diese Exzesse viel zu selten, denn meist hüpft Liam O’Maonlai schratmäßig mit Gebetsteppich auf den Schultern über die Bühne, um so etwas wie Ekstase vorzuspielen. Bassist O’Toole feixt dazu, auf jeden Fall hat man eine Menge Spaß da oben. Das sehr viel strengere Debut-Album der Hothouse Flowers zeigte eine ganz andere Band: Diszipliniert, feinnervig und songorientiert. Live wollen sie eine richtige Rock-Band sein und sich vermutlich „ausspielen“. Ein Zug, der vom Publikum begeistert honoriert wurde, denn die Flowers arbeiteten redlich und schwitzen nicht schlecht. Und das ist echt sympathisch …